Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

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Anders als in Polen, wo Streiks zu radikalen Veränderungen führen, ist es in Ungarn der gesellschaftliche Diskurs durch die sich verbreitenden Bürgerinitiativen, Vereine und Klubs. Die Entwicklung treibt die Staatspartei in die Enge und der kommunistische Reformflügel kann sich durchsetzen.
Auf dem Parteitag im Mai 1988 kommt es zur „Palastrevolution“. Janos Kádár wird auf das Altenteil geschoben und die Reformer übernehmen die Macht. Neuer Parteichef wird Károly Grósz. Die Sowjetunion signalisiert, gegen den ungarischen Reformkurs nicht zu intervenieren.


Grósz (l.) und Gorbatschow | Quelle: Institute for the History of the 1956 Hungarian Revolution

Der Reformer Imre Pozsgay wird in das Politbüro gewählt. Er vertritt die radikalsten Forderungen: „Die Wurzeln der Probleme in Ungarn liegen nicht in der Wirtschaft, sondern in der Gesellschaft.“ (Die Zeit 22/1988)

Grafik Liberalisierung durch den Druck der Verhältnisse

Quelle: Umweltblätter 12/1987, ABL

Seit dem 1. Januar 1988 besteht für alle Ungarn Reisefreiheit.

Die ungarische Opposition sieht in den Veränderungen jedoch keine Erneuerung sondern den Zerfall der kommunistischen Gesellschaft.

 

Der berühmte letzte Tropfen

Am 11. September sei Hartmut Ferworn, Koch der Mitropa - dem Serviceunternehmen der Deutschen Reichsbahn, bei seinem Aufenthalt in Budapest durch eine Mentholzigarette betäubt worden.

Stimmungs- und Protestparometer

Ungarn beginnt am 2. Mai 1989, seine Grenze nach Österreich abzubauen. Am 12. Juni wird der ungarische Beitritt zur Genfer Flüchtlingskonvention rechtswirksam.

Antipolitik

Der ungarische Essayist und Schriftsteller György Konrád fordert 1984 in seinem Buch „Antipolitika“ eine geistig-politische Neuorientierung, um der Kriegsgefahr im hochgerüsteten Europa zu begegnen.

Autos, Jeans und heiße Scheiben

Der Ausdruck „Gulaschkommunismus“ geht auf Nikita Chruschtschow zurück und meint die Aufhebung der Stalin-Doktrin vom Primat der Schwer- und Stahlindustrie in der sozialistischen Wirtschaftpolitik.

Themenblock Ungarn

„Es gibt keinen Dritten Weg“

Auch in der DDR nähren der 20. Parteitag der KPdSU mit seiner Verurteilung Stalins sowie die Situation in Polen Hoffnungen auf eine neue Politik. Innerhalb der SED sorgen diese Offenbarungen für Unsicherheit.


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