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Am 2. Oktober 2023 bleibt das Archiv geschlossen.
Film ab! Lernen Sie das Archiv in vier Minuten kennen.
Seit Vereinsgründung 1991 sammelt das Archiv die hinterlassenen Selbstzeugnisse der DDR-Opposition, der Bürgerbewegung und der in den Jahren 1989/90 entstandenen Initiativen und Parteien. Wir möchten diese Unterlagen sichern, erschließen und dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Mit der kontinuierlichen Sammlung relevanter Schrift-, Bild- und Tonquellen lassen sich die Anfänge des politischen Protestes, die Ursachen und der Verlauf der Friedlichen Revolution und das Entstehen demokratischer Strukturen umfangreich und detailliert belegen.
„Jeder Mensch mit freiem Willen…“
Gefängnisbriefe aus Belarus – Studientag
14. Oktober 2023, 10 bis 14 Uhr
Ort: Gedenkstätte Museum Runde Ecke Leipzig, Saal
„Jeder Mensch mit freiem Willen ist eine Fundgrube lebendiger Gedanken“, schreibt die aus politischen Gründen inhaftierte Anna Wischnak. Die Hoffnung auf ein künftiges Leben in Freiheit spiegeln diese Briefe wider. Gelesen und besprochen werden insbesondere die Aufzeichnungen des seit drei Jahren in Haft sitzenden Maxim Znak, Rechtsanwalt und Mitglied der belarussischen Oppositionsbewegung. Das ABL beteiligt sich mit einer Lesung aus „Zekamerone“ (zek = russ. für Häftling), das er im ersten Jahr seiner Haft verfasste. Hier versammelt er einhundert kurze Geschichten zu seinem Haftalltag, die er zunächst seinen Mithäftlingen vortrug und die dann aus dem Gefängnis geschmuggelt im Ausland veröffentlicht werden konnten.
Der Studientag soll ein Zeichen der Solidarität mit Belarus, mit geflüchteten Menschen von dort und den Inhaftierten setzen. Die Teilnehmenden begegnen Belarussinnen und Belarussen, u.a. Ina Rumiantseva. Der Dresdner Theologe Prof. Ulfrid Kleinert referiert über psychosoziale Aspekte politischer Gefangenschaft und Widerstandskräfte in dieser Lage.
Veranstalter: Evangelische Akademie Sachsen
In Kooperation mit: razam e.V., Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., Gedenkstätte Museum Runde Ecke
Anmeldung bitte unter: https://ea-sachsen.de/veranstaltungen/jeder-mensch-mit-freiem-willen/
„Es lebe der Beat“ – lebendig erinnern an die Leipziger Beatdemo 1965!
Zum 58. Jahrestag der Leipziger Beatdemo:
Am 31. Oktober 1965 demonstrierten hunderte empörte Jugendliche auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz gegen den Kahlschlag in der Beat-Szene durch die SED. „The Butlers“ und andere beliebte Leipziger Bands durften nicht mehr spielen, galten als zu „westlich-dekadent“. Drei Markleeberger Jugendliche riefen mit Flugblättern spontan zu dieser Demo auf, kamen später dafür vor Gericht. Die DDR-Staatsmacht löste die friedliche Beatdemo gewaltsam auf und nahm 267 Jugendliche vorläufig fest. 162 von ihnen wurden mit 2 bis 4 Wochen „Arbeitserziehung“ in der Braunkohle bestraft.
Dieses Protest-Ereignis ist in Leipzig kaum bekannt, weshalb das Archiv Bürgerbewegung Leipzig jährlich an diese größte öffentliche Auseinandersetzung in Leipzig zwischen dem 17. Juni 1953 und der Friedlichen Revolution erinnert. 58 Jahre nach der Beatdemo geht es darum, wie die Erinnerung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bewahrt und an die jüngere Generation weitergegeben werden kann. Natürlich gibt es auch wieder Beatmusik live, dieses Jahr vom Leipziger Stephan Langer, der damals erst bei „The Devils“ und später bei den „Luniks“ spielte!
Eintritt frei
Wann: 30. Oktober 2023, 19 Uhr
Wo: Soziokulturelles Zentrum „Die naTo“, Karl-Liebknecht-Straße 46, 04275 Leipzig
„Unangepasst, eigensinnig, anders …“ – seit dem 1. September 2021 arbeitet das Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) an einem spannenden Pilotprojekt, das durch das Bundesprogramm "Jugend erinnert", Förderlinie SED-Unrecht, finanziert wird. Unser Ziel ist es, eine benutzerfreundliche Lehr- und Lernplattform zu entwickeln, die bundesweit genutzt werden kann und sich insbesondere auf Jugendkulturen in der DDR und Transformationszeit in Sachsen und Mitteldeutschland fokussiert. Die Lernplattform wird sowohl online zugänglich sein, um von Lehrkräften ortsunabhängig als zusätzliches Lehrmaterial im Unterricht genutzt zu werden, als auch in unsere bestehenden Bildungs- und Workshopangebote integriert.
Anfang Dezember 2022 übergab Liedermacher Stephan Krawczyk seinen Vorlass an das ABL. In einem großen Umzugskarton finden sich viele Fotos, Dokumente und Auszeichnungen aus dem bewegten Leben des bekannten DDR-Dissidenten. Archivleiterin Dr. Saskia Paul freut sich sehr über den neuen Schatz im Archiv, der zukünftig für die Forschung und Bildungsarbeit zur Verfügung stehen wird. Vorstandsvorsitzender des ABL, Uwe Schwabe, betonte die wichtige Rolle von Krawczyk und Klier für die DDR-Bürgerbewegung. Die Verhaftung und Ausreise der beiden oppositionellen Künstler*innen Anfang 1988 hätten die Arbeit der Basisgruppen in Leipzig mobilisiert und radikalisiert.
Wir gratulieren von Herzen der russischen Menschenrechtsorganisation MEMORIAL, welche den Friedensnobelpreis erhalten wird! MEMORIAL setzt sich in Russland für die Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus in der Sowjetunion ein und wurde letztes Jahr verboten.
Wie wichtig für eine Gesellschaft das Aufarbeiten von Unrecht ist, wenn etwas Neues beginnen soll und wie sehr in Russland der Versuch einer demokratischen Erinnerungskultur behindert und unterbunden wird, davon berichtete Dr. Irina Scherbakowa am 8. Oktober 2022 in Leipzig bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Sachsen, dem ABL und ZFL. Ihre Organisation MEMORIAL, ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis, hat u.a. zum Ziel, Einzelschicksale von Opfern des Großen Terrors unter Stalin aufzuklären und zu dokumentieren sowie der Mythenbildung zum Großen Vaterländischen Krieg die Wahrheit der stalinistischen "Säuberungen" gegenüberzustellen.
Beispielsweise initiierte MEMORIAL landesweit nach dem Vorbild des deutschen Geschichtswettbewerbes der Körber-Stiftung ab 1998 einen überaus erfolgreichen Geschichtswettbewerb für russische Jugendliche, der zum größten in Europa wurde, bis Teilnehmende gezielt von staatlicher Seite eingeschüchtert wurden. Viele im Saal des Zeitgeschichtlichen Forums anwesende Bürgerrechtler*innen, insbesondere aus Sachsen und Thüringen, zollten der Historikerin, welche seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Exil in Weimar lebt, großen Respekt und Anerkennung für den Mut und die Ausdauer von MEMORIAL.
Die Menschenrechtlerin hielt am 9. Oktober auch die Rede zur Demokratie in der Leipziger Nikolaikirche.
Wir gratulieren ebenso dem ukrainischen Center for Civil Liberties und dem inhaftierten belarussischen Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljatzki. Sie stehen wie MEMORIAL für die Zivilgesellschaft in ihren Ländern und setzen sich für die Einhaltung von Grundrechten, Frieden und Demokratie ein. Der Nobelpreis wird am 10. Dezember in Oslo verliehen.
Im Heft 3/2022 des „Archivar“ mit dem Schwerpunktthema „Archivische Facetten der Stadt Leipzig von überregionaler Bedeutung: Der Blick aus Leipzig in die Welt“ stellt das Archiv Bürgerbewegung Leipzig sich und seine Bestände und dessen Bedeutung für die Überlieferung der deutsch-deutschen Transformation vor.
Nähere Informationen zum Beitrag und zu allen anderen beteiligten Leipziger Archiven unter: https://www.archive.nrw.de/landesarchiv-nrw/wir-ueber-uns/der-archivar
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