Die wirtschaftliche Situation entschärft sich nicht wesentlich. Das veranlasst die ungarische Führung ihre Beziehungen zum Westen auszubauen. Am 1. Januar fällt der Visazwang zwischen Österreich und Ungarn. Das gute Verhältnis der beiden Länder bildet die Grundlage für den Ausbau der Kontakte nach Westeuropa.
Es geht um wirtschaftliche Zusammenarbeit beim ersten Staatsbesuch eines ungarischen Parteichefs in der Bundesrepublik im Juli 1977 (r. Bundeskanzler Helmut Schmidt). | Quelle: Bundesarchiv
Westliche Unternehmen bekommen in den Folgejahren Zugang zum ungarischen Markt (Levis, Malboro, Coca-Cola). Trotz des stockenden Wachstums herrscht eine zunehmende Wohlstandsatmosphäre. Völlig neue Konsumwünsche können befriedigt werden.
In der Wissenschaft und der Kultur lockern sich ebenfalls wieder die Zügel. Neue Zeitschriften werden zugelassen und sozialkritische Filme veröffentlicht. Einige Künstler und Wissenschaftler können sogar Stipendien aus dem westlichen Ausland annehmen.
Sogar auf die öffentliche Solidarität mit den Unterzeichnern der Charta 77 in der ČSSR folgt keine staatliche Repression. Dies ermutigt einige der Unterstützer zu weiterem Handeln. Der ungarische Samisdat blüht auf.
Darin werden nicht nur systemkritische Themen behandelt wie Pressezensur, Wirtschaft, unterdrückte Erinnerung. Man setzt sich auch mit Tabuthemen wie Prostitution und Armut oder der Lage der insgesamt 33.000 ungarischen Gastarbeiter in der DDR auseinander.
Aus der Eigendynamik der unterschiedlichen Samisdat-Formate entstehen verschiedene politische Gruppen und Organisationen.