Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

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Titos letzter Sieg

Neues Deutschland

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Quelle: Tito: Život i Delo, Vuk Karadzič, BeogradAm 4. Mai 1980 tritt ein wovor viele Angst haben: Tito ist tot.
Er stirbt nach schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren im Krankenhaus von Ljubljana.
Seinem autoritärem Führungsstil und seinem Charisma ist es geschuldet, dass die heillos zerstrittenen jugoslawischen Kommunisten am Machtmonopol festhalten können.
Seinem Instinkt ist es geschuldet, dass die konkurrierenden Machtblöcke ein „blockfreies“ Jugoslawien akzeptiert haben und damit der Versuch eines „dritten Weges“ erst möglich wird.

„Tito ist Jugoslawien – Jugoslawien ist Tito“

Titos Tod löst ehrliche Trauer in der Bevölkerung aus, trotz seines ausufernden Personenkults in den 1970er Jahren. Die Überführung der Leiche von Ljubljana nach Belgrad in Titos persönlichem „Blauen Zug“ wird zu einem beeindruckenden Bekenntnis gegenüber der Person Tito.

 

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Titos letzter Sieg: Titos Staatsbegräbnis am 8. Mai wird zum „Who is Who“ der großen Politik und vereint mitten im Kalten Krieg Vertreter aus 127 Ländern. Darunter: 4 Könige, 5 Prinzen, 31 Staatspräsidenten, 22 Premierminister, 47 Außenminister

 

Ausdruck seiner weltweiten Anerkennung (und den Versuchen seiner politischen Vereinnahmung) ist u.a. die Verleihung von 98 Orden in 58 Staaten.

 

Personenkult

Um Tito entsteht auch in Jugoslawien ein Personenkult, wie es allen autoritären Regimen gemein ist. So huldigt ihm z.B. die Jugend alljährlich am 25.Mai, dem „Tag der Jugend“ und gleichzeitig seinem Geburtstag. Dazu finden „Stafettenläufe“ durch das ganze Land statt.
Zugleich umgibt sich der Mensch Josip Broz mit einem Luxus, der den allgemeinen Verhältnissen unangemessen ist: 25 Residenzen und Villen, der persönliche „Blaue Zug“, die Edeljacht „Galeb“ nennt er u.a. sein Eigen.

 

Quelle: Drug Tito, Tiskarna LjubljanaDie integrative Kraft Titos beruht auf der kritiklosen Anerkennung seiner Leistungen bei der Befreiung des Landes im Zweiten Weltkrieg. Er war, ist und bleibt der Marschall. Ihm zu Ehren werden neben Bildern und Statuen auch zahllose Hymnen verfasst.

Unser Anführer

Er ist aus Eisen, aber in diesem Eisen schlägt
ein warmes Herz. - Wenn er die Arme himmelwärts hebt,
reicht er bis an die Wolken aus dunklem Licht der Flammen;
Wenn er läuft, zerbirst unter seinen Hacken das Eis.


Und so führt er uns an. - Wir wissen nicht, ob er
ein Sohn der heutigen Zeit, eine Figur uralter Geschichten ist:
Wir schreiten voran mit ihm, immer fester und weiter.
Und die Hoffnung keimt immer stärker in uns.


(Vladimir Nazor)

(Quelle: Übersetzung aus Drug Tito, Tiskarna Ljubljana)

 

Eintrittskarte
Eintrittskarte ins Tito-Memorial; Quelle: ABL

Nach Titos Tod wird ihm in Belgrad ein Erinnerungskomplex gebaut, mit Mausoleum und Museen der Heldenverehrung (Kuča cveča – Haus der Blumen).

Europäisches Versagen - Jugoslawische Bürgerkriege

Die Wahrnehmung des kommunistischen Jugoslawiens wird von der Brutalität des verheerenden Bürgerkriegs in den 1990er Jahren überlagert und in der kollektiven Erinnerung idealisiert. In einem Exkurs soll daher die „Explosion“ Jugoslawiens in knappen Zügen nachvollzogen werden - ist sie doch gleichzeitig ein „Lehrstück“ für mögliche Folgen fehlender europäischer Integration.

Der dritte Weg – Alternativen zur SED-Herrschaft

In der Sowjetischen Besatzungszone gibt es 1946 durch den führenden Kommunisten Anton Ackermann programmatische Überlegungen über einen „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“. Darin spricht er sich gegen eine brachiale Errichtung der „Diktatur des Proletariats“ wie in der Sowjetunion aus, denn man müsse die nationalen Gegebenheiten berücksichtigen.

Themenblock Jugoslawien

„Sag nein!“ – Kriegsdienstverweigerung in Slowenien und der DDR

Der unterschiedliche Erfahrungshorizont bringt nur wenig Berührungspunkte zwischen zivilgesellschaftlichen Gruppen in Jugoslawien und der DDR. Mit der sich verschärfenden Krise in Jugoslawien in den 1980er Jahren werden Proteste in Slowenien, wo die Meinungsfreiheit noch am größten ist, immer mehr als Systemkritik interpretiert.


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