Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Der Bruch mit Moskau

Quelle: Neues Deutschland
Quelle: Neues Deutschland
Quelle: Neues Deutschland

Am 28. Juni 1948 bricht Stalin mit Tito und Jugoslawien. Über das „Informationsbüro der kommunistischen Parteien“ (Kominform) verstößt Stalin den jugoslawischen Führer aus der kommunistischen Weltgemeinschaft.

PDF Download: Kommuniqué, 28.6.1948 Bild: vusta/iStockphoto„Die KPdSU ergriff bei der Entlarvung der falschen Politik die Initiative.“
Das Kommunistische Informationsbüro ist die Antwort Stalins auf die Truman-Doktrin und wird 1947 als „Dachverband“ der kommunistischen Parteien Europas gegründet. Es soll dem „verlängerten“ Einfluss Stalins auf die anderen kommunistischen Parteien dienen, die sich den Interessen der Sowjetunion unterzuordnen haben.

Zwischen Tito und Stalin gibt es keine ideologischen Differenzen. Das Problem für Stalin ist, dass die jugoslawischen Kommunisten zu selbstbewusst sind und sich nicht der Vormachtstellung der sowjetischen Kommunisten unterordnen wollen. Nach seiner Vorstellung rangieren alle Volksdemokratien gleichermaßen hinter der UdSSR. Tito dagegen beansprucht für sich die zweite Rolle hinter Stalin und vor allen anderen Volksdemokratien.
Zum anderen betreibt Tito auf dem Balkan eine Außenpolitik, die nicht nur an Stalin vorbei geht, sondern die auch die sowjetischen „Pfründe“ aus dem II. Weltkrieg gefährdet.

Quelle: Drug Tito, Tiskarna LjubljanaTito schwebt ein föderativer Bund der Staaten des Balkans unter der Hegemonie Jugoslawiens vor. Derartige Gespräche führt er mit Bulgarien und Albanien bzw. unterstützt die griechischen Kommunisten im dortigen Bürgerkrieg. Dies tangiert massiv die Interessen der Sowjetunion, denn die Streitigkeiten auf dem Balkan könnten die Sowjetunion in eine militärische Auseinandersetzung mit den Westmächten treiben. Deren Interesse liegt vor allem in Griechenland.

Tito und der bulgarische KP-Führer Georgi Dimitroff, Sofia 1947 (Quelle: Drug Tito, Tiskarna Ljubljana)

Während die eigene Partei Tito den Rücken stärkt, wird er in den anderen sozialistischen Ländern zur „Persona non grata“. „Titoismus“ ist der neue Kampfbegriff und liefert den Vorwand für innerparteiliche Säuberungen in den verschiedenen Volksdemokratien.
Gegenüber Jugoslawien wird eine Wirtschaftsblockade von Seiten des Ostblocks verhängt. Daraufhin bittet Tito den Westen um Hilfe und stellt seine „antiimperialistische“ Propaganda und sein Engagement in Griechenland ein. Für Stalin ist das wiederrum der Beweis für Jugoslawiens „Irrweg“.

Propaganda 1948
Jugoslawien verschwindet von der Landkarte der sozialistischen Länder. | Quelle: ABL

Die Sowjetunion droht sogar mit einem militärischen Einmarsch. Daraufhin signalisieren die Amerikaner, dass sie im Falle eines Angriffs auf Jugoslawien nicht neutral bleiben werden. Stalin selbst hat nunmehr eine konfrontative Situation geschaffen, die er eigentlich vermeiden wollte. Bis zum Tod Stalins 1953 kommt es zu einer Art „Stellungskrieg“.

Auch die jugoslawische Propaganda „schlägt“ zurück: Die Sowjetunion habe sich vom proletarischen Internationalismus zum großrussischen Imperialismus gewandelt. Es werden in der Folgezeit 55.000 Parteimitglieder ausgeschlossen. In den Jahren 1948/49 werden über 20.000 Anhänger oder vermeintliche Anhänger Stalins verhaftet.

 

Die Gefangeneninsel Goli Otok

Goli Otok, ein winziges Eiland in der Nähe der Touristeninsel Rab, ist ab Ende 1948 Schauplatz von elender Haft und Folter. Die Insel wird zu einem Hochsicherheitsgefängnis und Arbeitslager gleichermaßen ausgebaut. Über 10.000 Menschen werden auf die Insel verschleppt. Es sind keine Dissidenten sondern „Kominformisten“.

Quelle: ABL

Goli Otok zeigt den „Doppelcharakter“ der jugoslawischen Führung: Zwar will man sich vom Stalinismus humanitär abgrenzen, doch man bedient sich ähnlicher Methoden des Machterhalts.
Die Gefangenen müssen in Steinbrüchen zur Produktion von Kacheln und Fließen arbeiten, die auf der Insel selbst hergestellt werden.

Erst 1988 wird das Hochsicherheitsgefängnis geschlossen.

Europäisches Versagen - Jugoslawische Bürgerkriege

Die Wahrnehmung des kommunistischen Jugoslawiens wird von der Brutalität des verheerenden Bürgerkriegs in den 1990er Jahren überlagert und in der kollektiven Erinnerung idealisiert. In einem Exkurs soll daher die „Explosion“ Jugoslawiens in knappen Zügen nachvollzogen werden - ist sie doch gleichzeitig ein „Lehrstück“ für mögliche Folgen fehlender europäischer Integration.

Der dritte Weg – Alternativen zur SED-Herrschaft

In der Sowjetischen Besatzungszone gibt es 1946 durch den führenden Kommunisten Anton Ackermann programmatische Überlegungen über einen „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“. Darin spricht er sich gegen eine brachiale Errichtung der „Diktatur des Proletariats“ wie in der Sowjetunion aus, denn man müsse die nationalen Gegebenheiten berücksichtigen.

Themenblock Jugoslawien

„Sag nein!“ – Kriegsdienstverweigerung in Slowenien und der DDR

Der unterschiedliche Erfahrungshorizont bringt nur wenig Berührungspunkte zwischen zivilgesellschaftlichen Gruppen in Jugoslawien und der DDR. Mit der sich verschärfenden Krise in Jugoslawien in den 1980er Jahren werden Proteste in Slowenien, wo die Meinungsfreiheit noch am größten ist, immer mehr als Systemkritik interpretiert.


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Diese Cookies sind essenziell für den Betrieb der Seite. Dabei handelt es sich um sogenannte Session-Cookies und ein Cookie, das Ihre Cookie-Einstellungen speichert. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.