Aus dem Bruch mit Moskau ergibt sich eine intensive Auseinandersetzung mit ideologischen Fragen und dem Stalinismus. Aus der seit 1948/49 laufenden Diskussion entsteht ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Experiment, das eine radikale Demokratisierung zum Ziel hat. Es beginnt das jugoslawische Selbstverwaltungsmodell.
Bereits 1950 werden 200 Betriebe der Arbeiterselbstverwaltung übergeben. Arbeiterräte sollen über ihre Betriebe entscheiden. Der Betriebsdirektor aber wird eingesetzt und hat ein Veto-Recht. Die Betriebe bleiben staatlich und haben keinen Einfluss über die Verwendung des Gewinns.
1952 wird ein neues Wirtschaftssystem mit marktwirtschaftlichen Elementen eingeführt: Je nach Wirtschaftszweig können die Betriebe über 3-17% ihres Gewinns selbst verfügen. Im Gegenzug müssen sie einen Teil des Risikos tragen. Der Staat stellt keine detailierten Wirtschaftspläne mehr auf, sondern gibt nur noch Rahmenrichtlinien vor.
Propagierung der Arbeiterselbstverwaltung, 1952 | Quelle: Drug Tito, Tiskarna Ljubljana
Auf dem VI. Kongress der KPJ vom 2. bis 7.11.1952 werden die Grundsätze der Arbeiterselbstverwaltung bestätigt. Die Partei selbst solle von nun an eine neue Rolle einnehmen. Sie stellt die „richtungsweisende Avantgarde“ der Gesellschaft dar und will sich vom stalinistischen Prinzip der Kaderpartei verabschieden. Um dieses neue Bekenntnis nach außen zu demonstrieren, wird die Partei umbenannt: „Bund der Kommunisten Jugoslawiens“ (BdKJ)
Weiterhin wird eine Dezentralisierung des Staates beschlossen. Kompetenzen des Bundes gehen in die Republiken und Kommunen.
Der Ansatz einer Arbeiterselbstverwaltung, der auch 1968 in der ČSSR und 1986 in der Sowjetunion aufgegriffen wird, führt zu heftigen Auseinandersetzungen, denn die kommunistische Partei ist im Begriff sich selbst abzuschaffen. Eine Entwicklung dieses Modells scheitert an dem Machtanspruch der Partei, der nicht in Frage gestellt werden kann. |