Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Die Gruppe wurde im September 1985 gegründet. Sie war staatlich und kirchlich unabhängig und forderte am 8. Oktober 1989 landesweite Gespräche mit der Regierung über politische, wirtschaftliche und ökologische Veränderungen. 1989 ging der Arbeitskreis Gerechtigkeit und die Arbeitsgruppe Menschenrechte in der Initiative Frieden und Menschenrechte Leipzig auf. Im Jahr 1990 gab die Regionalgruppe Leipzig mehrere Informationsblätter heraus und unterhielt ein Büro für interessierte Bürger.

Sprecher: Thomas Rudolph

In der Initiative Frieden und Menschenrechte waren u.a. auch noch aktiv: Johannes Fischer, Oliver Kloß, Steffen Kühhirt, Rainer Müller, Bernd Oehler, Frank Richter, Rita Selitrenny

Die Initiativgruppe Hoffnung Nicaragua wurde 1981 von Hans-Joachim Döring, Karim Saab und Wilhelm Volks in Leipzig begründet. Die Gruppe war auch unter dem Namen „Esperanza“ bekannt. Zielsetzung der Gruppe war es, die sandinistische Revolution zu unterstützen und den Wideraufbau des Landes. Die IHN Leipzig engagierte sich vor allem für ein Landschulzentrum in Monte Fresco bei Managua. Durch Kunstauktionen wurden Spenden in Höhe von mehreren 10.000 Mark gesammelt. Diese erreichten erst nach langen Verhandlungen mit der staatlichen „Entwicklungshilfe“ und der Unterstützung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR ihr Ziel. Die Gruppe organisierte gegen den Widerstand des Staates eine mail-art-Ausstellung, die ein kulturpolitisches Ereignis war und in vielen Städten der DDR gezeigt wurde. Die IHN stand in engem Kontakt mit dem „Arbeitskreis Gerechtigkeit für Nicaragua“ der Katholischen Studentengemeinde in Leipzig. Ab 1987 veröffentlichte die Gruppe das Informationsblatt „IHN-Post“ und veranstaltet die Vortragsreihe „Politik und Hoffnung“.

Ende 1987 von Studenten des theologischen Seminars Leipzig gegründet, wollte man Einfluss auf die politische Entwicklung in der DDR nehmen. Die „Erklärung zur Arbeitsweise des AKG“ (Satzung) vom Februar 1988 beschreibt u.a. die Arbeitsweise, die Weiterleitung von Informationen innerhalb der Gruppe und deren Koordinierung. Die Satzung zeigt eine klare hierarchische Struktur. Neben mehreren Sprechern, bei denen alle Informationen der Untergruppen zusammenliefen, gab es eine Koordinierungsgruppe die thematische Schwerpunkte bestimmte. Die Aufteilung in Gruppen ermöglichte konspirative Arbeitsstrukturen.
Daneben gab es auch vielfältige Beziehungen zu oppositionellen Gruppen in Polen, der CSSR und dem Baltikum. Wichtig war dem AKG eine breite Öffentlichkeitsarbeit, beispielweise gab man eine Erklärung zum 40. Jahrestag der Verkündung der UNO-Menschenrechte am 10. Dezember 1988 ab.

Sprecher: Bernd Oehler, Thomas Rudolph, Jochen Läßig, Gesine Oltmanns, Rainer Müller, Katrin Hattenhauer, Katrin Walther

Das Wehrdienstgesetz der DDR von 1982 sah bei einer Mobilmachung erstmals auch vor, Frauen einzuberufen. Dagegen bildeten sich in vielen Städten der DDR Gruppen mit dem Namen "Frauen für den Frieden", die sich gegen die rasch voranschreitende Militarisierung der Gesellschaft wandten. Die Leipziger Gruppe entstand im Mai 1984 und richtete sich besonders gegen die militärische Erziehung in Kindergarten und Schule. Diese Gruppe entwickelte Arbeitsmaterialien für eine Friedenswerkstatt und beteiligte sich an Friedensdekaden und kirchlichen Veranstaltungen. Etwa 15 Frauen trafen sich regelmäßig in der Nikolaikirche, beteiligten sich mit Veranstaltungen an den Friedensdekaden in Leipzig, nahmen an überregionalen Treffen und am "Olof-Palme-Friedensmarsch" teil.

Der von Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer geleitet Kreis entstand Ende 1986 mit dem Ziel Ausreisewillige aus der DDR über die Rechtssituation und die Möglichkeiten der Übersiedlung in die Bundesrepublik zu beraten. Nach der Ausreise der meisten Mitglieder, wurde die Arbeit Mitte 1989 eingestellt.

Mitsprache und Eigenverantwortung

Mitsprache und Eigenverantwortung

In einem streng reglementierten Leben, was auch von weiten Teilen der DDR-Gesellschaft unterstützt wird, suchen seit Ende der 1970er Jahre vor allem Jugendliche nach Formen eines selbstbestimmten Lebens. Selbstbewusst nimmt man sich persönliche Freiheiten bzw. erobert den öffentlichen Raum zur Meinungsbildung. Ende der 1980er Jahre wird vielen oppositionellen Gruppen das Dach der Kirche zu eng und sie drängen in die Öffentlichkeit.

Jugend in der DDR

Jugend in der DDR

Jung-sein in der DDR bedeutet nicht nur eine Auseinandersetzung mit der eigenen Elterngeneration sondern auch mit der Gründergeneration der DDR. Entweder man akzeptiert deren Ideologie und Propaganda oder stößt an Grenzen, die einen politischen Konflikt nach sich ziehen können. Normales soziales Verhalten kann in der DDR unangenehme Folgen haben, wenn es nicht in den engen moralischen Rahmen der Mehrheit passt. Auffallend ist der Rückzug ins Private zu Beginn der 1980er Jahre.

Kirche und Gesellschaft

Kirche und Gesellschaft

Seit Ende der 1970er Jahre erlangt die evangelische Kirche eine besondere Rolle in der DDR. Sie stellt sich den gesellschaftlichen Konflikten und bietet einen ideologiefreien Raum. Damit werden die Kirchen auch für Nicht-Christen interessant. Unter dem Dach der Kirche sammeln sich die verschiedensten Basisgruppen. Fortan agiert die Kirche in dem Spagat vom Auftrag der Verkündung durch die Amtskirche und der politischen Einmischung in die Gesellschaft durch einzelne Mitglieder.

Ökologie und Umweltgruppen

Ökologie und Umweltgruppen

Für viele Menschen ist die Auseinandersetzung mit der Verschmutzung ihrer unmittelbaren Lebens-Umwelt der Einstieg in gesellschaftskritisches Denken und Handeln. Befördert wird diese Entwicklung durch die Tabuisierung der Umweltprobleme seitens des Staates. Gleichzeitig verschärft sich in vielen Regionen der DDR die Umweltsituation. Vor dem theologischen Leitbild der „Bewahrung der Schöpfung“ entstehen unter dem Dach der Kirche viele Basisgruppen.

Allseitige Überwachung

Allseitige Überwachung

Die Überwachung durch die Staatssicherheit ist Bestandteil der allseitigen Kontrolle in der Gesellschaft. In der zeitgenössischen Wahrnehmung gehören die in der Öffentlichkeit präsenten Institutionen der SED und die Polizei gleichermaßen dazu. Der im verborgenen agierenden Stasi wird (vielleicht aus Angst oder Unkenntnis) keine zentrale Rolle beigemessen. Die herausgehobene Bedeutung der Staatssicherheit entsteht erst nach dem Ende der SED-Alleinherrschaft.

Arbeitsalltag

Arbeitsalltag

Die DDR ist nicht zuletzt an ihrer Wirtschaftspolitik gescheitert. Einige Interviews beschäftigen sich mit dem Arbeitsalltag. Zwar kommt man immer wieder auf die marode Wirtschaft zu sprechen, aber Beispiele der strukturellen Misswirtschaft finden sich selten. Mit dem fatalistischen Rückzug ins Private zu Beginn der 1980er Jahre gehen auch Engagement und Innovation im Wirtschaftsleben verloren. Verstärkt wird die Rezession durch die Vorgaben der SED.

Gehen oder Bleiben?

Gehen oder Bleiben?

Die Bundesrepublik ist eine Projektionsfläche für die Menschen in der DDR. Auch wer „bleibt“ ist mental meist „gegangen“. Millionenfach werden die empfangbaren West-Medien genutzt, um das eigene Informationsdefizit zu kompensieren und der immer gleichen Propaganda zu entgehen. Die Fluchtwelle 1989 wird sehr verschieden eingeschätzt. Mancher sieht darin ein mehr oder weniger gesteuertes Ventil zum Machterhalt der SED.

Nation und die Fremden

Nation und die „Fremden“

Vor 1989 wird die Zweistaatlichkeit Deutschlands nicht angezweifelt. Für eine Wiedervereinigung müssten sich beide deutsche Staaten verändern. Aus diesem Selbstbewusstsein spricht auch eine gewisse „DDR-Identität“, erst recht nach den ersten Großdemonstrationen im Herbst 1989. Die Ausländerfeindlichkeit in der DDR offenbart sich in Interviews mit Rechtsextremisten und in Aufnahmen aus der Zeit der neuen politischen Situation 1990

Aktionen und Ereignisse

Aktionen und Ereignisse

Die Sammlung enthält einige Beiträge für die aktuelle Berichterstattung. Peter Wensierski nutzte seine Kontakte in die oppositionellen Szenen und konnte durch seine Interviews zeitnahe Eindrücke von politischen Aktionen in Berlin, Leipzig und Dresden sammeln.

Perspektiven für die DDR

Sehr viele Gespräche beschäftigen sich mit der Frage wie es angesichts der immensen Probleme in der DDR mit dem Land weitergehen kann. Wie löst man die inneren Konflikte mit Blick auf die Reformen im sozialistischen Lager und der Entwicklung moderner Gesellschaften hin zur Jahrhundertwende? Schnell wird klar, dass für umfassende Veränderungen in der DDR die personelle Voraussetzung fehlt. Auch die Opposition schätzt ihr Potential dafür skeptisch ein und baut nicht selten auf die Basis der SED.

Neues Forum

Peter Wensierski gelingt es, unmittelbar nach der Gründung des Neuen Forums am 12. September 1989 einige Erstunterzeichner aus Berlin zu ihren Absichten, Zielen und den Erfolgsaussichten zu befragen. Darüber hinaus verfolgt er die Entstehung und Entwicklung der Bürgerinitiative abseits der großen Zentren.

Aufarbeitung

Unmittelbar nach dem Sturz der SED beginnt die Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Dabei steht zunächst der Machtapparat des Ministeriums für Staatssicherheit im Zentrum der Auseinandersetzung. Interviews mit hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern der Stasi verdeutlichen, wie schwierig das Eingeständnis von persönlicher Schuld, Mitverantwortung und Opportunismus ist.


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