Der „Prager Frühling“ ist über die Ländergrenzen hinaus zum Synonym für gesellschaftlichen Fortschritt und Zivilcourage geworden. Im internationalen Kontext stellen die Ereignisse in der ČSSR ebenso wie die zeitgleichen "68er"-Jugendrevolten in der westlichen Welt den Status quo des Kalten Krieges in Frage. Der Begriff „Prager Frühling“ impliziert aber gleichermaßen Wut über die militärische Invasion durch die fünf „befreundeten“ sozialistischen Armeen. Es bleibt das Bewusstsein, dass der Staatssozialismus nicht reformierbar ist. Nach dieser großen Enttäuschung macht sich jahrelange Resignation im Nachbarland breit.
Aus der Erfahrung von 1968 entstehen durch die tschechoslowakische Opposition (Charta 77) in den 1980er Jahren wichtige Impulse für eine europäische Einheit. Im Zentrum steht das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Explizit wird dabei die deutsche Teilung angesprochen als Kulminationspunkt der europäischen Teilung. Innerhalb der europäischen Diskussion wird damit ein Tabu gebrochen.