Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Durch das Kirchliche Forschungsheim Wittenberg erfahren die kirchlichen Umweltgruppen eine stärkere Vernetzung und unterstützen sich gegenseitig. Die Umweltprobleme nehmen die Menschen in ihrem eigenen Lebensumfeld war, so dass in den letzten Jahren viele neue Umweltgruppen im Rahmen der Kirche entstanden sind.

 

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Bild 1 und 2: Vom Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg initiierte Fahrraddemonstration „Mobil ohne Auto“, Leipzig, Mai 1981, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Christoph Motzer
Bild 3: Blick auf Espenhain, Mitte 1980er Jahre, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Jürgen Hanisch
Bild 4: Waldschäden im Erzgebirge, 1980er Jahre, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Jürgen Hanisch

 

Biografisches:

Nico Voss (Jg. 1961)

  • bis 1978 Schule in Schwerin
  • ab 1979 ökologisches Engagement, Mitinitiator der ersten Baumpflanzaktion in Schwerin
  • 1982 bis 1989 Theologiestudium in Leipzig
  • Mitglied „Arbeitsgruppe Umweltschutz“ beim Jugendpfarramt Leipzig, Herausgeber der „Streiflichter“

 

Gesprächsprotokoll:

Länge: 39 min

Die Leipziger Gruppe ist aus der Schweriner Umweltgruppe heraus entstanden (vgl. Jörn Mothes). Nico Voss erzählt knapp von den Anfängen der Umweltarbeit im Jahr 1981. Über erste Baumpflanzaktionen und Seminare entwickelte sich die Gruppe im Austausch mit anderen (Schwerin, kirchliches Forschungsheim, Dresden) weiter. Man schreibt Eingaben als einzig legitimen Weg des Protestes.

Aktuelle Projekte sind ein Naturflächendenkmal im Leipziger Umland und die Trinkwasserversorgung in einem Leipziger Stadtteil. Über Eingaben ist rausgekommen, dass man Kleinkindern lieber Mineralwasser verabreichen sollte. Weitere Aktivitäten sind Mobil ohne Auto – Aktionen. Nico Voss beschreibt die letzte Aktion, die bei der Polizei angemeldet wurde und unter Auflagen genehmigt wurde [00:06:51]

Weiterhin sollte die Gruppe die Chance haben innerhalb des Kulturbundes (Gesellschaft für Natur und Umwelt) [1982] aufzutreten. Das wurde unterbunden. Nico Voss erzählt vom Verhältnis mit den Mitgliedern des Kulturbundes und dem Austausch. Für eine Veränderung des Lebensstils sind die Älteren, die Aufbaugeneration und die „mittlere“ Generation, nicht offen, ganz im Gegensatz zur jüngeren Generation. Um die Leute ruhig zu halten, ist es auch staatliche Taktik, die Bedürfnisse zu befriedigen. Aber auch innerhalb kirchlicher Kreise ist die Bequemlichkeit groß.

Nico Voss benannt weitere Umweltthemen (Flüsse, Waldsterben, Sanierungsbedarf von Häusern, bleifreies Benzin, Radwege, Tagebaulandschaft).

Zum Thema Mölbis weiß Nico Voss wenig zu berichten. Projekte dazu sind erst in Planung. Beim Thema Kernkraftwerke gehen die Meinungen etwas auseinander. AKW’s wären die kleineren Probleme als die Braunkohlekraftwerke.

Es entsteht eine Diskussion über die Grenzen der ökologischen Arbeit. Dabei ist immer wieder die Frage, wie weit lässt man sich auf den Staat ein. Demonstrationen lehnt Nico Voss ab.

Es stellt sich die Frage, wie die Gruppe an die Bevölkerung herankommen will. Nico Voss schlägt zwei Möglichkeiten vor. Großaktionen (Mobil ohne Auto) und kleinere (Gemeindeabende) und beschreibt wie die Gemeindeabende gestaltet werden können. Insgesamt schätzt er die Massenwirksamkeit sehr bescheiden ein. Erschwerend kommt hinzu, dass man nicht genug Hintergrundinformationen bekommt. Daten bleiben unter Verschluss. Man muss sich über das Statistische Jahrbuch oder diverse Vorträge seinen eigenen Reim machen. Die Landwirtschaft sei der größte umweltverschmutzende Bereich.

Es wird die praktische Vorgehensweise der Gruppe beschrieben. Es erfolgt auch eine Zusammenarbeit mit nichtkirchlichen Leuten. Die Ressourcen sind aber begrenzt. Der Kreis umfasst etwa 50 bis 100 Leute, die mehr oder weniger aktiv sind.

Es werden konkrete Ziele für das nächste Jahr beschrieben (Mobil ohne Auto, Pflanzaktion auf der Halde „Leinestraße“. Für globalere Ziele sieht die Gruppe für sich keine Möglichkeiten. Auch Gespräche mit der SED oder FDJ sind wenig ergiebig.

Neu ist die Vernetzung der regionalen Gruppen durch das Forschungsheim Wittenberg. Nico Voss schätzt, dass es ungefähr 20 Gruppen in der DDR gibt.

 


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