Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Der Alltag als Gemeindepfarrer in einem kleinen Dorf bleibt eine mühsame Arbeit. Bis auf die Feiertage ist der Gottesdienst eher leer. Es kommen wenig Besucher. Um das zu ändern, muss Kapiske immer wieder auf die Menschen zugehen und ihnen zuhören. Darin sieht er seine wichtigste Aufgabe.

 

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Bild 1: Enttarnung von Jürgen Kapiske in der unabhängigen Wochenzeitung „Mecklenburger Aufbruch“ vom 27. März 1992
Bild 2: Leninplatz (heute: Marienplatz) in Schwerin, 1983, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub
Bild 3: Neubaugebiet Großer Dreesch in Schwerin, 1983, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub
Bild 4: Schwerin, 1985, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub

 

Biografisches:

Jürgen Kapiske (Jg. 1948)

  • Pfarrer und Kirchenjournalist, langjähriger Chefredakteur „Mecklenburgische Kirchenzeitung“
  • 1976 Abschluss des Theologiestudiums
  • Pfarrer in Frankfurt / Oder
  • seit der Studienzeit Informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit
  • 1978 stellv. Chefredakteur der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“
  • 1992 Enttarnung durch „Kontraste“ – TV-Sendung

 

Gesprächsprotokoll:

Länge: 40 min

In Mecklenburg und besonders in seiner Gemeinde gibt es viele Flüchtlingsfamilien aus den ehemaligen Ostgebieten, da hier die amerikanische Demarkationslinie war. Mit dem Rückzug der Amerikaner zog auch die einheimische Bevölkerung mit. Kapiske erklärt so auch die Überalterung der Dorfgemeinden. Zwar kämen neue Leute hinzu, weil die Landwirtschaft auch Spezialisten braucht, aber die meisten wohnen im Dorf und arbeiten in der Stadt. Eine homogene Kirchgemeinde gibt es nicht. Prinzipiell hat die LPG kirchliche Strukturen gestört, weil die Kirche nicht mehr in landwirtschaftlichen Zentren steht. Das hat aber auch zur Folge, dass Dorfverwaltung (staatliche Stellen) und Kirche sich gegenseitig unterstützen, weil sie auf einander angewiesen sind.

Kapiske spricht über die Form und die Zusammensetzung der Christenlehre. Hier finden sich zum Teil mehr ungetaufte Kinder als getaufte. Es bleibt aber eine mühsame Arbeit. Bis auf die Feiertage bleibt der Gottesdienst eher leer. Es kommen wenig Besucher. Um das zu ändern, muss er immer wieder auf die Menschen zugehen und ihnen zuhören. Darin sieht er seine wichtigste Aufgabe. Das ist sehr zeitintensiv. So gibt es in der LPG einen Mann, der mit behinderten Menschen arbeitet. Ihn zu unterstützen und darüber mit den Verantwortlichen in der LPG zu reden, wenn es Probleme gibt, ist eine wichtige Vermittlung.

Der Bibelkreis ist eine weitere Form der Gemeindearbeit. Dazu finden in den Wintermonaten regelmäßige Abende statt, wo 20 bis 40 Leute zusammenkommen und dabei auch weltliche Probleme einfließen. Kapiske sieht dieses Format als großen Erfolg, auch weil es ökumenisch ist. Berührungsängste mit Katholiken, Baptisten oder der Freikirche gibt es nicht. Man teilt auch die Räumlichkeiten.

Jugendarbeit passiert nur sporadisch. Zum einen gibt es nicht viele Jugendliche in der Gemeinde zum anderen sind diese in der Woche zur Lehre in Schwerin. Nach Abschluss der 10. Klasse sind die Jugendlichen auch sofort weg. Die Jugendlichen gehen in der Regel dann in die städtischen Jungen Gemeinden.

Die Zukunft solch kleiner Gemeinden hängt von den strategischen Planungen in der Landwirtschaft ab, denn es entstehen mitunter neue dörfliche Zentren. Sakrale Bauten müssen dabei nicht um jeden Preis erhalten bleiben, denn das religiöse Leben entwickelt sich an anderen Orten.

Der Alltag wird von Seelsorge (Beerdigungen, Taufen, etc.) bestimmt.


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