Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Das albanische Regime gehört zu den repressivsten im Ostblock. Bereits 1947 werden die ersten Straflager eingerichtet. Der Geheimdienst "Sigurimi", 1944 gegründet, ist das albanische Pedant zur Staatssicherheit der DDR. Er dient fast ausschließlich zur Kontrolle der eigenen Bevölkerung. Man schätzt, dass in Albanien auf 28 Personen ein Geheimpolizist oder Zuträger entfällt (DDR ca. 63:1).

Das albanische Regime gehört zu den repressivsten im Ostblock. Bereits 1947 werden die ersten Straflager eingerichtet. Der Geheimdienst "Sigurimi", 1944 gegründet, ist das albanische Pedant zur Staatssicherheit der DDR. Er dient fast ausschließlich zur Kontrolle der eigenen Bevölkerung. Man schätzt, dass in Albanien auf 28 Personen ein Geheimpolizist oder Zuträger entfällt (DDR ca. 63:1). Zwangsarbeit ist ein wichtiger volkswirtschaftlichen Faktor und wird zu einem willkürlichen, bürokratischen Akt. Für schätzungsweise 500.000 bis 700.000 Menschen öffnet sich erst 1992 die Tore von Strafanstalten und Internierungsdörfern. Tausende sterben durch Hinrichtungen, den unmenschlichen Haftbedingungen oder durch Selbstmord durch Verzweiflung.

Enver Hoxha: „Unsere Partei und unser Sicherheitsdienst haben immer ein offenes Auge.“
(Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture)

Es gibt 48 Arbeitslager und 23 politische Gefängnisse. Das Berüchtigtste unter ihnen ist in Burrel. Es ist dem Sigurimi direkt unterstellt. (Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture)

Es gibt 48 Arbeitslager und 23 politische Gefängnisse. Das Berüchtigtste unter ihnen ist in Burrel. Es ist dem Sigurimi direkt unterstellt. | Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture

„Riza Ahmet Azizi – Todesstrafe. Luftar Sako Prokopeari – Todesstrafe“
Schauprozess, 1978 (Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture)

 

Die kausale Kette eines "Verbrechens"
Die Versorgungslage wird nach der Isolierung des Landes ab 1978 immer prekärer – die Gründe für politische Vergehen immer geringer. Kritik an den Versorgungsengpässen wird auf die Ebene der Systemkritik gehoben.

Zwei albanische Bauern unterhalten sich:
 
Allein diese Aussage bringt den Bauern tatsächlich ins Arbeitslager, denn sie „impliziert“ für die Machthaber, der Bauer könne damit meinen wollen:
→ Im hiesigen Dorf gibt es keine Zwiebeln.
→ Die Versorgung ist schlecht.
→ Die Wirtschaft läuft nicht.
→ Die Partei lügt.
→ Das System funktioniert nicht.
→ Konterrevolution

Siehe: Anita Niegelhell und Gabriele Ponisch: Wir sind immer im Feuer : Berichte ehemaliger politischer Gefangener im kommunistischen Albanien, 2001, S. 48

 

 

Marie Medicina: „Ich fühlte mich erniedrigt vor den Leuten, die ich vorher gekannt habe.“
Ausschnitte aus dem Film „Wounds, Pain & Hope“ - Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture

 

Bardha Gjonmarkaj: „Wenn es irgendwo eine Hölle gibt, dann war sie dort.“
Ausschnitte aus dem Film „Wounds, Pain & Hope“ - Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture

 

PDF Download: Auszüge eines Erlebnisberichts. Bild: vusta/iStockphotoVera S.: „Ich war von 1945 bis 1991 inhaftiert.“

- Auszüge eines Erlebnisberichts -

 


Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture Grenzen und Regeln werden ständig aufgelöst und neu definiert. Verurteilungen werden willkürlich getroffen. Auch ein "Säuberer" kann Opfer der nächsten „Säuberung“ werden.
Diese Omnipräsenz des Staates erzeugt eine Atmosphäre der Angst – keiner traut dem Anderen.
Selbst die Familien von verurteilten Menschen werden stigmatisiert. Die Sippenhaft geht soweit, dass die Gesellschaft in „gute“ und „schlechte“ Familien unterteilt ist. Die „schlechten“ oder auch „schwarzen“ Familien werden hinsichtlich ihrer Aussichten auf Bildung und Arbeit benachteiligt und häufig von ihren Mitmenschen gemieden. Ehen mit Mitgliedern solcher Familien sind verboten. Häufig werden die Ehepartner einer/s Verurteilten gezwungen, sich scheiden zu lassen, um zu verhindern, dass die ganze Familie eine „schwarze“ wird. Die Demütigung nimmt damit seinen Fortgang.

 

Eheleute Hoxha | Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture

Nexhmije Hoxha: “Wir töteten nie ohne Grund."
„Wir konnten nicht liberal sein, denn uns drohte Gefahr aus der Luft, von Land und von See. Unsere auswärtigen Feinde verbündeten sich mit den Widersachern in unserem Land. Deshalb mussten wir deren Familien zerstören und haben Querulanten samt ihren Verwandten aus Tirana ausgewiesen und zu Geiseln gemacht. Sie waren es dann, die die Aufrührer des Widerstands anflehten: Gebt die Opposition auf, sonst werden wir alle bestraft. Brüder, Cousinen, Eltern - wir haben sie alle leiden lassen, um unser gerechtes Ziel zu erreichen. Das war unsere Erziehung. […] Aber wir töteten nie ohne Grund.“ (Der Spiegel 15/2004)

 

Die ungenügende Aufarbeitung der albanischen Nachkriegsgeschichte bringt alte Politkader in neue Ämter. Korruption, Unterschlagung und Vetternwirtschaft behindern einen Ausgleich zwischen Opfern und Tätern. Der Riss in der Gesellschaft und die anhaltende wirtschaftliche Not führen in den 1990er Jahren zu einer Massenflucht und bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Biografien:

Bardha

Bardha Gjomarkaj wurde 1925 in Mirdita geboren. Sie ging auf eine Schule für Nonnen in Shkoder, dann aufs College in Italien. Im Jahr 1943 kam sie nach Hause, um den Urlaub mit der Familie zu verbringen. Die Grenzen wurden nach dem Krieg geschlossen und sie blieb in Albanien. 1945, im Alter von 20 Jahren, wurde sie interniert. Das Haus der Familie in Rrëshen verbrannt. Bardha Gjomarkaj und alle anderen Familienmitglieder wurden verfolgt. die älteren Söhne, Mark und Lesh, gingen in den Widerstand. Bardha Gjomarkaj war für vier Jahre in Berat interniert und danach gleich wieder verhaftet. Fünf Monate war sie an den Füßen gefesselt. Es gab keine Möglichkeit, mit anderen Gefangenen zu reden. Im Jahre 1949 brachte man sie in das Lager in Tepelena. Sie lebte mit bis zu 200 Personen zusammen. Viele starben dort an Hunger und Krankheit.

Marie

Maria Medicina wurde 1925 in Korça geboren. Hier absolvierte sie die Grundschule und ging danach auf eine medizinische Hochschule in Venedig. 1944 kann sie zurück nach Albanien und kämpfte in den Reihen der Partisanen. 1952 wurde Maria Medicina aus politischen Gründen verhaftet und zum Tode verurteilt. Nach einer Berufung des Urteils wurde die Strafe auf 25 Jahre Haft festgelegt. 14 Jahre davon war sie inhaftiert. Danach kam sie in ein Arbeitslager. 1992 wurde sie Leiterin des Komitees ehemaliger Häftlinge und Verfolgter. Sie starb 2008.

 


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