Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Seminar und Pilgerfahrten

Foto: Günter Särchen, 1973 | Quelle: Bistumsarchiv MagdeburgGünter Särchen (1927-2004) hat sich über Jahrzehnte für die deutsch-polnische Verständigung eingesetzt. Er leitet bis zu seiner Invalidisierung 1984 die Arbeitsstelle für pastorale Hilfsmittel im Bischöflichen Amt in Magdeburg.1960 ist Särchen das erste Mal in Polen und unterhält seitdem enge Verbindungen. Ab 1963 gehört er zum Leitungskreis der "Aktion Sühnezeichen" in der DDR.
Für ihn soll die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen soweit gelingen, dass sie Modellcharakter für andere politische, ideologische und religiöse Konflikte haben kann. Ein Mittel dafür bilden seit 1968 die von ihm geleiteten Polenseminare.

(Foto: Günter Särchen, 1973 | Quelle: Bistumsarchiv Magdeburg)

 


Quelle: Bistumsarchiv Magdeburg

Die Polenseminare finden zweimal im Jahr statt und sollen Einblicke in die Geschichte und Kultur Polens vermitteln. Ab 1970 kommen Pilgerfahrten nach Polen dazu. Insgesamt gibt es zehn derartige Reisen.

  • pilgerfahrt1
  • pilgerfahrt2
  • pilgerfahrt3
  • pilgerfahrt4

Die Polenseminare stehen jeweils unter einem bestimmten Thema. Särchens enge Verbindung zu den sogenannten "Klubs der katholischen Intelligenz", der selbstorganisierten katholischen Laienbewegung in Polen, ermöglichen Informationen aus erster Hand. Die Gäste gehören zum regimekritischen Milieu, so u.a. 1973 der spätere erste nichtkommunistische Premier Polens Tadeusz Masowiecki. Einen Höhepunkt bildet das Referat von Mieczyslaw Pszon im Jahr 1981. Er berichtet über die jüngsten Ereignisse in seinem Heimatland: "… glaubst Du an Signale?"


Quelle: Bistumsarchiv Magdeburg

Handreichungen

Seit 1973 stellt Särchen jährliche Handreichungen her, die in einer Auflage zwischen 100 und 1.000 Stück nur mit dem Vermerk "nur für den innerkirchlichen Gebrauch" verteilt werden können. Besondere Brisanz hat seine Handreichung von 1982. Unter dem unverfänglichen Titel "Versöhnung – Aufgabe der Kirche" veröffentlicht er Dokumente der Solidarność. (Für mehr Informationen klicken Sie auf die Schnipsel)


Quelle: Bistumsarchiv Magdeburg

Quelle: Bistumsarchiv MagdeburgDiese Schrift, mitten im polnischen Kriegsrecht erschienen, verschärft den Druck auf Särchen und die katholische Kirche. Diese befürchtet analog zu den 1950er Jahren neue staatliche Repressionen.
Günter Särchen wird für den Staat und die katholische Kirche zum Problem. Seit den 1960er Jahren steht Särchen im Visier der Stasi, seit 1982 wird er unter der "Operativen Personenkontrolle" "Patron" geführt.

Nachdem der Rückhalt in seiner Amtskirche immer geringer wurde, beschleunigt die Polen-Handreichung seinen erzwungenen Weggang aus dem kirchlichen Dienst 1984. Das bedeutet auch das Ende der Polenseminare.

 

Anna-Morawska-Seminar

Quelle: BStU Unter der Verantwortung von "Aktion Sühnezeichen" wird 1985 das Anna-Morawska-Seminar gegründet. Eine "Filiale" des Seminars entsteht jetzt in Berlin unter der Leitung des langjährigen Wegbegleiters Ludwig Mehlhorn. Dieser organisiert Veranstaltungen mit einer viel stärker politischen Ausrichtung, was verstärkt junge Menschen anzieht.

Ludwig Mehlhorn (1950-2011)
Quelle: BStU


Särchens langjährige Arbeit ist ein wichtiger Impuls für die Gründung der "Stiftung Kreisau für europäische Verständigung" im Dezember 1989. Als Ehrenrat erlebt er 1998 die Eröffnung der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau.


Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung der Jugendbegegnungsstätte Krzyžowa (Kreisau), 1998 | Quelle: Fundacja Krzyžowa

 


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