Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Uwe Schwabe gehörte zu den jungen Leuten aus Leipzig, die in der KONTRASTE Sendung vom 12.9.1989 offen über die Missstände in der DDR sprachen.

Die Aufnahmen entstanden bereits im August. Das Gespräch stand dabei unter dem Eindruck des gewaltsam aufgelösten Straßenmusikfestivals vom 10.6.1989 in Leipzig. Schwabe sprach darin der SED jede Reformfähigkeit ab. Beginnend mit dem 4.9.1989 fanden mit der Ausstrahlung der Sendung bereits die ersten großen Montagsdemonstrationen statt.

„Wir wollten durch den Bericht in den Westmedien auch einen gewissen Schutz haben.“ - hier MP3 Ausschnitt herunterladen

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Protokoll des Gesprächs:

Uwe Schwabe berichtet zunächst von seiner sozialen Herkunft, seiner Kindheit, seiner Sozialisation als Jugendlicher (Blues- und Tramper-Szene). Er erzählt weiter von seinem Traum, zur Handelsflotte zu kommen und ging dafür den Kompromiss ein, drei Jahre zur Armee zu gehen. Letztendlich wurde er abgelehnt und bekam das Stigma der Unzuverlässigkeit in seine Kaderakte. Während der Armee lernt er Udo Hartmann kennen. Durch ihn kam er nach der Entlassung aus der Armee 1984 in kirchliche Kreise. Die offene Atmosphäre hat ihn begeistert. Streitpunkte innerhalb der Gruppe war die Umweltsituation in Leipzig. Die Erzählung kreist um das Thema Öffentlichkeit schaffen. Schwabe und seine Gruppe sperrte sich nicht gegen Ausreisewillige in der Kirche und gegen die Nutzung der Westmedien.

Mit der Bildung einer Art Umweltbibliothek in der Markus-Gemeinde gab es auch ein Telefon. Das war ein wichtiges Instrument zur Kommunikation auch nach Westdeutschland. Journalisten konnten anrufen. Zwei, drei Leute (Thomas Rudolph) hielten den Kontakt zu den West-Medien.

Dass heimliche Filmaufnahmen gemacht werden, merkten sie in den KONTRASTE – Sendungen. Siegbert Schefke lernten sie zu den Aufnahmen im Hinterhof der Mariannenstr. kennen. Wie es zu dem Kontakt kam, weiß Schwabe nicht mehr. Er empfand die Aufnahmen auch als einen gewissen Schutz bei möglichen Verhaftungen. Mobilisierend haben die Aufnahmen vom 4. September 1989 gewirkt, als die Stasi vor den laufenden Kameras den Frauen Katrin Hattenhauer und Gesine Oltmanns die Transparente entreißen. Jetzt wurden es Woche für Woche mehr Leute, die montags in die Innenstadt kamen.

Zum Abschluss wird die Situation des Interviews zum Straßenmusikfestival im August 1989 noch einmal genauer erzählt. Die Aufnahmen mussten mehrmals wiederholt werden. Es war aber eine Befreiung so offen, in die Kamera zu sprechen.