Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Nach seiner Ausbürgerung aus der DDR 1983 ging Roland Jahn nach West-Berlin. Er setzte sich auf vielen Ebenen für einen Ost-West-Informationstransfer ein.

Jahn wollte die Anliegen der DDR-Opposition ins Massenmedium Fernsehen bringen und zurück in die DDR transportieren. Als "Jan Falkenberg" arbeitete er seit 1987 in der Kontraste-Redaktion. Für das Fernsehen brauchte man telegenes Material. Daher die Idee, Kameras in den Osten zu bringen.

„Ich will nicht nur auf die nächste Verhaftung warten.“ - hier MP3 Ausschnitt herunterladen

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Protokoll des Gesprächs:

Zunächst geht es um die Bekanntschaft und den Austausch mit Jürgen Fuchs. Dabei ging es um den Informationstransfer von Ost nach West aber auch umgekehrt. Fernsehen und Rundfunk konnte man in der DDR empfangen. Aber was die Presse über die DDR schrieb, konnte man in der DDR nicht verfolgen. Dazu gründeten beide das Bulletin „Dialog“ und versammelten darin westdeutsche Presseartikel. Diese kopierte Sammlung ging dann über die Grenze. Kuriere waren Bundestagsabgeordnete, Diplomaten aber auch Journalisten. Anfangs (1983/84) konkret: Hans-Jürgen Röder (evangelischer Pressedienst), Helmut Lölhöffel (Süddeutsche Zeitung), Peter Jochen Winters (FAZ). An Diplomaten kam dann der Französische Kulturattaché Herr Leprêtre von der französischen Botschaft dazu, aber auch Mitarbeiter der Ständigen Vertretung. 1987/88 gab es eine intensive Zusammenarbeit mit Presseleuten wie Karl-Heinz Baum (Frankfurter Rundschau), Hörfunkjournalisten Hartwig Heber oder Hauptmann, Hans-Jürgen Börner (ARD), Michael Schmitz (ZDF), Ulrich Schwarz (Spiegel).

Roland Jahn erzählt von seiner auch politischen „Findungsphase“, als er 1983 nach Westberlin kam. Gute Kontakte bestanden in dieser Zeit zum RIAS und zur Deutschen Presseagentur. Hier konnte er immer die Namen der Verhafteten durchgeben. Doch dann wollte er mehr machen und nicht nur auf die nächste Verhaftung warten. Er wollte die Anliegen der DDR-Opposition ins Massenmedium Fernsehen bringen und in die DDR transportieren. In Berlin gab es dafür Kennzeichen D und Kontraste. Die Kontraste Redaktion schien Jahn aber flexibler. Für Fernsehen brauchte man aber geeignetes Material (fernsehgerechte Bilder). Daher die Idee, Kameras in den Osten zu bringen.
Es folgt ein Austausch über die ersten gemeinsamen Begegnungen in der Redaktion und die Wahrnehmung der Redaktion. Roland Jahn spricht über seine Arbeitsweise und seine vielfältigen Presseaktivitäten und –kontakte. Parallel dazu war die Zusammenarbeit mit Jürgen Fuchs stetig. Die Zeit 1987/88 (Verhaftungswellen) war besonders intensiv. Wolfgang Templin war da die wichtigste Quelle in Ostberlin, bis er verhaftet wurde. Jahn wollte der Opposition in der DDR eine Stimme geben. Das war mehr als reiner Journalismus. Es war Vermittlung. Auf der Ost-Berlin-Seite der TAZ wollte er die Vielfalt der Szene und den in der DDR laufenden Diskurs abbilden. Mit Radio 100 und Radio Glasnost wollten sie der Opposition die Möglichkeit geben, Journalismus zu betreiben. Das war es aber leider nicht. Jahn sieht da viel Propaganda und Verlautbarungen. Ähnlich die Samisdat-Blätter. Auch die Filmaufnahmen in der DDR waren nicht gut. Es war kein journalistisches Arbeiten. Die Leute haben dokumentiert. Schritt für Schritt wurde es besser auch die Interviews. Als Beispiel führt Jahn den Film über die Neonazi-Szene an. Jahn würdigt aber das hohe Risiko, was die Leute beim Filmen eingegangen sind.
Weiter geht es mit der Zusammenarbeit mit Siegbert Schefke und Aram Radomski, die das Risiko nicht scheuten. Mit Bärbel Bohley hatte er intensive Gespräche, wie sich eine Öffentlichkeitsarbeit gestalten könnte. Von Seiten der Kirche war nur Friedrich Schorlemmer bereit, Interviews zu geben. Viele hatten Angst anzuecken.
Roland Jahn nutzte nicht nur Kontraste. Er ging von Sendung zu Sendung, um sein Material anzubieten (Kennzeichen D, Monitor, Report Baden-Baden, Brennpunkt, Tagesthemen).

 


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