Im August 1989 äußerte sich Dirk Eichelbaum in einem Interview für KONTRASTE über das Vorhaben Erich Honeckers, die Olympischen Spiele nach Leipzig zu holen.
Auf dem Balkon seiner Wohnung entstand das Interview mit Siegbert Schefke und Aram Radomski. Das Gespräch vermittelte Brigitte Moritz. Seit 1986 war Eichelbaum Mitglied im Kirchenvorstand von St. Nikolai in Leipzig und erlebte die Ereignisse und die Spannungen rund um die Friedensgebete hautnah mit.
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Protokoll des Gesprächs:
Zunächst geht es um den familiären und sozialen Hintergrund. Dirk Eichelbaum wuchs in Leipzig in einem christlichen Elternhaus auf. Da er nicht in der Pionierorganisation war, galt er als Außenseiter, was ihn aber nicht störte. In Eilenburg machte er drei Jahre Berufsausbildung (Chemiefacharbeiter) mit Abitur. Prägend war für ihn in dieser Zeit der sowjetische Einmarsch in Prag im August 1968. Von 1970 bis 1974 studierte er in Leipzig. Nach dem Studium arbeitete er bis 1989 im VEB Otto Grotewohl in Böhlen. Unterbrochen wurde die Zeit durch den Grundwehrdienst, den er nachholen musste, da er mit 18 Jahren zunächst ausgemustert wurde.
Ende 1986 trat er in den Kirchenvorstand von St. Nikolai Leipzig ein. Seitdem war er hautnah an den Ereignissen in Leipzig dran. Herr Eichelbaum berichtet von der Situation Ende der 1980er Jahre in Leipzig: Friedensgebete, Umweltsituation, Stadtverfall, soziale Nischen, Resignation. Eine Westreise (Familienbesuch) im April 1988 verdeutlichte ihm die Perspektivlosigkeit in der DDR.
Ausführlich spricht Eichelbaum über die innerkirchlichen Spannungen im Zusammenhang mit den Friedensgebeten 1988.
Im August 1989 äußerte sich Dirk Eichelbaum in einer Kontraste-Sendung über das Vorhaben Erich Honeckers, die Olympischen Spiele nach Leipzig zu holen (Ausgestrahlt im September 1989). Brigitte Moritz stellte dazu den Kontakt und die Verbindung her. Kurz vorher, im Mai 1989, zog die Familie ins Kolonadenviertel. Auf dem Balkon seiner Wohnung entstand das Interview mit Siegbert Schefke und Aram Radomski. Weiteren Kontakt hatte er mit beiden nicht. Es war ihm klar, dass es konspirativ bleiben muss. Dirk Eichelbaum erzählt von seiner Motivation, sich im Fernsehen zu äußern und beschreibt die Reaktionen seines Umfeldes. Konsequenzen hatte der Beitrag keine.
Eichelbaum resümiert, dass man den Beitrag nicht überschätzen soll. Er ging im Sog der Ereignisse ganz schnell unter (Ungarn, Ausreisewelle, Montagsdemos).