Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Die New Yorkerin Belinda Cooper kam 1987 nach West-Berlin und wollte den „Kommunismus“ kennenlernen.

Über Carlo Jordan tauchte sie in die oppositionelle Szene ein und wurde für diese zur Kurierin. Informationen schrieb Cooper im englischen Steno, womit die Grenzkontrollen nichts anfangen konnten. Die Filmaufnahmen zu „Bitteres aus Bitterfeld“ und dem Städtezerfall in der DDR verfolgte sie. Am 9. Oktober 1989 fuhr Cooper nach Leipzig, um die Montagsdemonstration zu dokumentieren.

„Den Internationalisten bei der Stasi war nicht klar, dass ich Englisch schreibe.“ - hier MP3 Ausschnitt herunterladen

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Protokoll des Gesprächs:

Belinda Cooper lebt heute in New York. Sie lebte von 1987 bis 1997 in Berlin. Zunächst erzählt sie von ihrem familiären Hintergrund (polnischer Vater Holocaust-Überlebender). Deutsch hat sie in der Schule und der Uni gelernt. Nach dem zweiten Studienjahr kam sie nach Deutschland. Im September 1987 kam sie mit einem Stipendium nach Westberlin zum Jurastudium. Wie alle Amerikaner in ihrer Community, die links-gesinnt waren, wollte sie in den Osten, um den Kommunismus zu erleben. Über einen Freund bei der TAZ hat sie Carlo Jordan kennengelernt. Zunächst war sie stille Beobachterin, weil ihr die DDR-Kultur und der Berliner Dialekt fremd waren.

Cooper erzählt anekdotenhaft ein Ereignis vor der sowjetischen Botschaft mit Carlo Jordan. Allmählich kommt sie mit Jordans Hilfe in das Leben in der DDR hinein. Nachdem beide in einer Beziehung lebten, war sie wöchentlich in Ostberlin. Sie reiste dann überall mit hin. So begann ihre Kuriertätigkeit und lernte Uli Neumann und Roland Jahn kennen. Informationen schrieb sie im englischen Steno, womit die Grenzer und Stasi nichts anfangen konnten. Auf diese Weise hat sie Informationen der Arche transportiert. Materialien hat sie nicht transportiert, damit sie kein Einreiseverbot bekommt. Ab 1988 war der Stasi klar, mit welchen Leuten sie in Ostberlin Kontakte pflegte und sie wurde an der Grenze ständig verhört.

Ab 1989 war sie bei Arche-West dabei und erzählt, wie sie die Inhalte der Arche im Westen verbreiteten. Cooper war bei der Erarbeitung von „Bitteres aus Bitterfeld“ dabei. Sie erzählt von den Missverständnissen und z.T. auch Missgunst, die in der Ost- und Westszene herrschten. Diese Stimmungsbilder hat sie der jeweiligen anderen Gruppe transportiert.

Cooper erzählt von einem Dreh in Potsdam über den Städteverfall. Sie schildert ihre Eindrücke von der Umweltbibliothek und der Stimmung in der oppositionellen Szene, wo nicht alles harmonisch ablief, beschreibt das Wesen von Carlo Jordan. Sie erzählt über die Rolle von Roland Jahn, der alles in der Hand gehabt hatte.

Uli Neumann und Roland Jahn schickten sie am 9. Oktober 1989 nach Leipzig, um die Demo zu beobachten und zu fotografieren. Hier traf sie auch Schefke und Radomski. Beim Fotografieren hatte sie jedoch Angst, erwischt zu werden. Neumann und Jahn wären wohl auch über die Qualität der Fotos enttäuscht gewesen.

Belinda Cooper meint, sie sei von der Männerwelt nicht richtig ernst genommen worden. Sie war aber bei vielen Events dabei. Darüber hat sie noch Aufzeichnungen.