Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Der Chefredakteur der Westberliner kommunistischen Zeitung „Die Wahrheit“ bescheinigt der DDR vor dem Hintergrund der Verhaftungswelle zur Luxemburg-Liebknecht-Demonstration 1988 ein demokratisches Verhalten. So gelangt die Propaganda der SED auch ins westdeutsche Fernsehen.

Biografisches:

Klaus Dieter Heiser (1946-2021)

  • Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW)
  • Chefredakteur der SEW-Parteizeitung „Die Wahrheit“

 

Gesprächsprotokoll:

Länge: 13:47 min

Die „Kampfdemonstration“ anlässlich des 69. Jahrestages der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 17. Januar 1988 in Berlin nahmen Menschen zum Anlass mit dem Luxemburg-Zitat „Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“, um auf ihre Ausreise aus der DDR hinzuwirken. Die SED-finanzierte SEW nahm in Ihrer Zeitung „Die Wahrheit“ dazu Stellung. Klaus Dieter Heiser ist ihr Chefredakteur.

Heiser verteidigt das Einschreiten der SED gegen die Gegendemonstration, da sie sich nicht mit den Zielen der SED- Demonstration vereinbaren ließ. Es sei eine Demonstration gegen die Visionen von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gewesen.

Über die Verhaftungen von Berliner Bürgerrechtlern (Krawczyk, Klier) weiß er nichts. Er beruft sich darauf, dass die Leitmedien (SFB) auch die Freiheit der Andersdenkenden, nämlich der SEW, nicht akzeptieren [heute sagt man „Lügenpresse“]. In der Beurteilung der Ereignisse setzt Heiser die Ausreisewilligen und die DDR-Opposition gleich. Er verstrickt sich dabei in Formulierungen, die die Gegendemonstranten im Lichte der Mörder von 1919 erscheinen lässt.

Heiser sieht in der DDR die demokratischere Gesellschaft als in der Bundesrepublik. Für TV-Aufnahmen wird das Gespräch noch einmal geführt. Nach dem ersten (Vor-)Gespräch ist die Atmosphäre gereizter und die Argumente werden zugespitzter vorgetragen. Auf die Bedeutung und Rolle von Glasnost in der Sowjetunion will Heiser nicht eingehen. Sein Gegenargument ist, dass die betrieblichen Rechte in der DDR großer sind als in der Bundesrepublik. Zum Thema Öffentlichkeit und Pressefreiheit kritisiert Heiser, dass die Position der Westberliner Kommunisten auch nicht im SFB erscheinen außer zu Wahlkampfzeiten.

 


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