Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

In einer Straßenumfrage sammelt Peter Wensierski Meinungen in Eisenhüttenstadt. Die Spannungen verschärfen sich und werden unversöhnlich.

 

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Bild 1: Leere Verbundenheit - III. Treffen der Freundschaft zwischen der Jugend der DDR und der VR Polen in Cottbus, Mai 1986, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub
Bild 2 und 3: Reaktion bei den Montagsdemonstrationen auf die zunehmende Polenfeindlichkeit, Leipzig, 27.11.1989, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Markus Kellermann

 

Gesprächsprotokoll:

Länge: 22:42

Frau erzählt von der Polenfeindlichkeit in der Stadt. Auf einer Montagsdemonstration hielt sie eine Rede zur Polenfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit in der DDR. Sie wurde dabei gnadenlos ausgepfiffen. Auf einer vergangenen Demonstration gab es auch Plakate „Polen raus“. Das angespannte Verhältnis ist aber nicht neu. Doch mit der Meinungsfreiheit verschaffen sich auch rechte Gruppen Gehör.

Mann arbeitet als Betriebshandwerker im polnischen Arbeiterwohnheim. Er hatte nie Probleme, hat aber schon viel früher in der Kneipe erlebt, wie die Leute auf die polnischen Arbeiter schimpften.

Interview mit einem polnischen Mann wird übersetzt. Er erzählt, dass sie in den Geschäften nicht bedient werden. Vor allem hochwertige Güter bekommen sie nicht (Moped, Fahrrad, Schuhe). Auch in den Diskotheken werden sie rausgeschmissen. Jugendliche verhalten sich oft gewalttätig. Aber es gibt auch Leute, die haben Verständnis.

Frau arbeitet in einem Wohnheim für polnische Gastarbeiter. Sie erzählt von den Klischees in der Stadt, dass die Polen alles wegkaufen. Das Wohnheim ist runtergewirtschaftet. Aber im Gegensatz zu den Wohnungen, in denen westdeutsche Verhandlungspartner wohnen, wird an dem Heim für die polnischen Arbeiter nichts gemacht.

Interview mit einem polnischen Mann wird übersetzt. Auch er erzählt, dass ihnen beim Einkaufen Artikel einfach limitiert werden. Den Verdienst von 1000 Mark dürfen sie nicht ausführen. Was sollen sie also mit dem Geld machen. Er ist auch schon bespuckt worden und im Stahlwerk werden sie nicht mehr akzeptiert. Vor drei Jahren war das noch anders. In der Gaststätte wurde ihnen letztens das Bier auf den Tisch gekippt.

Mann erzählt, wie Polen die Läden in Eisenhüttenstadt leer kaufen und diese Sachen in Westberlin für D-Mark oder in Polen wieder verkaufen. Er zählt dazu einige Beispiele auf, die seine Aussage belegen sollen (Schokolade, Salami).

Ein anderer Mann gibt dem Fernsehen (Medien) eine Mitschuld, die würden die Probleme noch anheizen. Eine Begründung für die Behauptung folgt nicht. Man solle in Maßen einkaufen und über das Kaufverhalten mit Sachen, die in der DDR knapp sind, würden sich die Leute aufregen. Nicht verstehen kann er Walesa, der jetzt mit dem Mercedes fahren würde. Er würde sich bereichern, genauso, wie es Honecker getan hat. Gegen den einfachen Arbeiter habe man nichts, aber es gäbe eben viele, die krumme Geschäfte auf ihre Kosten machen. Ein anderer Mann stellt die Frage, ob die West-Berliner nicht auch sauer auf die DDR-Leute sind, die nun am Wochenende aus allen umliegenden Städten dahinfahren und mit dem Begrüßungsgeld alles kaufen.


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