Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Der Alleinunterhalter tourt viel durch das Land, vor allen in ländlichen Regionen. Dort haben die Montagsdemonstrationen von Leipzig keine große Rolle gespielt. Auf dem Land sei es noch einmal anders als in der Stadt, denn man habe hier viel mehr, mit der eigenen Wirtschaft zu tun. Die materiellen Probleme sind dabei gravierend (Dienstleistungen, Auto).

 

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Bild 1: Hans-Martin Pipiers, 1989, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Peter Wensierski
Bild 2 und 3: Eigenheimbau, unbek. Ort, 1985, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub
Bild 4: Niederfinow, 1985, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub

 

Gesprächsprotokoll:

Länge: 14:07 min

Das Gespräch fand nach der Absetzung Erich Honeckers statt.

Hans-Martin Pipiers singt zunächst ein Stück mit der Gitarre aus seinem Programm. Darin verarbeitet er die Bürokratie und den Versorgungsmangel in der DDR ironisch.

Herr Pipiers hatte den alten Bauernhof vor 12 Jahren gekauft. Mit eigenen Veranstaltungen öffnet er ihn als Musenhof. Sein Ansatz ist, die Alltagsprobleme mit Ironie zu thematisieren und damit die Menschen zum Reden zu bringen. Viel Diskussionsstoff liefert die momentane Ausreisewelle. Herr Pipiers tourt dabei durch die DDR, da der Musenhof zu klein ist. Er gastiert vor Gewerkschaftsgruppen, Parteileitungen, FDGB-Kreisvorständen, FDJ-Leitungen. Als überzeugtes Mitglied der SED glaubt er, dass die Partei die Veränderungen gestalten kann. Auch gibt es viele Fortschritte, die nicht mehr thematisiert werden, weil sie selbstverständlich geworden sind. Als Beleg nennt er die Sozialmaßnahmen, niedrige Mieten, Grundnahrungsmittel, Fahrpreise. Trotzdem sieht er die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Berichten und dem alltäglichen Leben. Er versteht nicht, warum man demonstriert. Auf dem Land ist es noch einmal anders als in der Stadt (Leipzig). Im ländlichen Gebiet hat man mehr, mit der eigenen Wirtschaft zu tun. Man kann nicht davon ausgehen, dass alle Menschen politisch interessiert sind. Auf dem Land hat man sein Auskommen und ist Genügsam. Er kritisiert die Berichterstattung der Westmedien. Die politischen Statements von Politikern, Journalisten aber auch aus der DDR Ausgereisten hätten mit dem Leben „an der Basis“, nichts zu tun. Gleichwohl wirkt das Westfernsehen für die Demonstrationen mobilisierend. Um die Ausreisewelle zu stoppen, muss umgehend gehandelt werden. Das könne jeder „an seinem Platz“. Die DDR ist für ihn ein lebenswertes Land und hat auch eine Perspektive.

Dem neuen SED-Chef Egon Krenz sollte man unbedingt die Möglichkeit geben, es besser zu machen. Er kann die Menschen nicht verstehen, die ihn gleich kritisieren und ihm keine Schonzeit zugestehen.

 


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