Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Am 10. Juni 1989 findet in der Leipziger Innenstadt ein nichtgenehmigtes Straßenmusikfestival statt, bei dem viele Musiker:innen verhaftet werden. Trotzdem hinterlässt dieser Tag ein großes Gefühl von Solidarität bei den Teilnehmenden.

 

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Bild 1: Kathrin Hattenhauer (r.) - Demonstration auf dem Nikolaikirchhof in Leipzig kurz vor dem Eingreifen der Staatssicherheit, 4.9.1989, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Armin Wiech
Bild 2: Straßenmusikfestival in der Leipziger Innenstadt, 10.7.1989, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Jens Eßbach
Bild 3: Straßenmusikfestival in der Leipziger Innenstadt, 10.7.1989, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Jens Eßbach
Bild 4: Straßenmusikfestival in der Leipziger Innenstadt, 10.7.1989, Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Jens Eßbach

 

Biografisches:

Katrin Hattenhauer (Jg.1968)

  • nach der Schulzeit Arbeit als Puppenspielerin in Nordhausen und im kirchliches Forschungsheim Wittenberg
  • 1988 Studium am Theologischen Seminar Leipzig, 1989 Relegation
  • Akteurin in verschiedenen oppositionellen Gruppen in Leipzig
  • 1989 Mitorganisatorin des nicht genehmigten 1. Straßenmusikfestivals in Leipzig
  • 11.9.1989 gezielte Verhaftung durch die Stasi wegen ihrer Beteiligung an der Demonstration nach dem Friedensgebet in der Vorwoche (bis 13.10.1989)

 

Gesprächsprotokoll:

Länge: 25:41 min

Das Straßenmusikfestival fand am 10. Juni 1989 in der Leipziger Innenstadt statt. Das Gespräch mit Uwe Schwabe, Katrin Hattenhauer und Frank Sellentin wurde filmisch aufgezeichnet. Es fand vor dem 28. August 1989 statt. Denn an diesem Tag fand im Gewandhaus die Veranstaltung „Straßenmusik in Vergangenheit und Gegenwart“ statt. Im Gespräch wird darauf Bezug genommen.

Bei dem Festival ging es darum, die Leipziger Innenstadt für einen Tag zu beleben. Außerdem wollte man auf die prekäre Situation der staatlich unabhängigen Kulturszene aufmerksam machen. Die Befragten sind stolz darauf, dass ihnen ein solch spontanes und friedliches Fest in der Öffentlichkeit gelungen ist. Umso unverständlicher war es, dass die Polizei eingegriffen hat. Diese Reaktion zeige, dass es für dieses Land keine Zukunft gibt. Alle waren von der erfahrenen Solidarität angetan. Schwabe erzählt vom Verlauf der Verhaftungen und reflektiert das Verhältnis des Staates zu den emanzipatorischen Bemühungen. Für sie ist die DDR ein totalitärer Staat, der an stalinistischen Machtformen festhält.

Im Rahmen der „Begegnung im Gewandhaus“ (BiG) will Kurt Masur die Ereignisse im Gewandhaus thematisieren. Hintergrund ist die Eingabe eines Teilnehmers auf dem Festival. Zu den Konsequenzen des Straßenmusikfestivals zählen, dass insgesamt 8.000 Mark Ordnungsstrafe verhängt wurde. Ein Teilnehmer wurde zu sechs Wochen Haft verurteilt wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“. Es wird versucht, für die Ordnungsstrafen Geld zu sammeln. Nach der Hälfte der Aufnahme wird das Gespräch noch einmal geführt mit zum Teil anderen Aussagen. So erzählt Hattenhauer sehr ausführlich über die Ereignisse an diesem Tag und schwärmt von der Atmosphäre und dem Zusammenhalt. Die gute Laune und die Hemmungslosigkeit wurden von den Verhafteten mit in die Polizeireviere genommen. Trotz der langen Vernehmungen bauten sich die Menschen dadurch immer wieder auf.

Als Konsequenz wurden hohe Ordnungsstrafen verhängt, weil das Festival nicht angemeldet war. Man hatte zwar versucht die Veranstaltung öffentlich anzumelden, doch mit dem Verweis des parallel stattfindenden Pressefestes wurde sie nicht genehmigt.

Ob Kurt Masurs „Begegnung im Gewandhaus“ eine Solidaritätsveranstaltung wird, gilt abzuwarten. Es gäbe Informationen, wonach er vom Rat der Stadt angesprochen wurde, an dem Festival und den Organisatoren Kritik zu üben. Die Ausstrahlung der Fernsehsendung liegt nach dem 28. August, weswegen man sich dazu zunächst noch nicht äußern kann.

 


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