Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Der Sender berichtet in bis zu 23 Sprachen. Bereits seit den 1950er Jahren gibt es deutschsprachige Sendungen, seit 1964 täglich vier Stunden. Zu empfangen ist Radio Tirana in der DDR auf Kurzwelle. Der Sender berichtet nicht über „Land und Leute“, sondern er ist das Sprachrohr für Hoxhas Propaganda in die Welt.

 

Weltrevolution im Äther

Quelle: R. Pinkau: Radio Tirana, 1980Der Sender berichtet in bis zu 23 Sprachen. Bereits seit den 1950er Jahren gibt es deutschsprachige Sendungen, seit 1964 täglich vier Stunden. Zu empfangen ist Radio Tirana in der DDR auf Kurzwelle. Der Sender berichtet nicht über „Land und Leute“, sondern er ist das Sprachrohr für Hoxhas Propaganda in die Welt. (Bild unten: Radioprogramm 1980)

Radioprogramm 1980 | Quelle: R. Pinkau: Radio Tirana, 1980

 

PDF Download: Erlebnisbericht eines westdeutschen Albanien-Reisenden bei Radio Tirana, 1979. Bild: subjug/iStockphoto Erlebnisbericht eines westdeutschen Albanien-Reisenden bei Radio Tirana, 1979
„Zaungast in der Rue Ismail Quemal“
Quelle: R.Pinkau: Radio Tirana, 1980

 

Wie fast jeder LKW und Traktor, Radioapparat und Porzellanteller kommen die Sendeanlagen von Radio Tirana aus China. Diese Modelle sind also alle von vor 1978.

 

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Hauptzweck des Senders ist die Glorifizierung des albanischen Sozialismus durch die Diffamierung der äußeren Feinde. Die Kritik des Sozialismus sowjetischer Prägung ist dabei wesentlicher Bestandteil. So attackiert Radio Tirana die Moskauer Politik im Zuge der Entspannungspolitik Anfang der 1970er Jahre vehement, als es zu einer Reihe von Abkommen mit dem Westen kommt:

07.10.1971 „Die Sowjetrevisionisten haben die souveränen Interessen der DDR verraten.“
29.10.1971 „Die Moskauer Propaganda kann nicht die annexionistischen und hegemonistischen Züge des deutschen Imperialismus verschleiern.“
21.11.1971 „Der westdeutsche Militarismus – Eine reale Gefahr für die Völker und den Frieden auf dem Kontinent.“
24.12.1971 „Der Dialog für die Festigung der imperialistischen Allianz zwischen Moskau und Bonn geht weiter.“

 

PDF Download: Die SED – eine sozialfaschistische bürgerliche Partei. Bild: subjug/iStockphoto Als sich 1976 in der DDR die oppositionelle Gruppe „Sektion DDR“ der KPD/ML gründet, berichtet Radio Tirana mehrfach darüber. Damit in Zusammenhang steht auch der Beitrag vom 27.05.1976.
„Die SED – eine sozialfaschistische bürgerliche Partei“
Quelle: Privatarchiv Herbert Polifka


Seit 1978 ist Astrit Ibro Chefredakteur der deutschen Redaktion. Er hatte Germanistik an der Universität Peking studiert. Als Sprecher für Radio Tirana fungieren auch Mitglieder der KPD/ML aus Westdeutschland, so Joachim Röhm. Er geht 1977 auf Anregung der KPD/ML nach Albanien, wo er für Radio Tirana und dem staatseigenen Verlag für fremdsprachige Literatur arbeitet.

 

Hörbeispiele

„Eine neue Etappe des revolutionären Kampfes“

 

Die polnische Solidarność-Bewegung wird 1980 für die albanischen Interessen vereinnahmt.
Quelle: Privatarchiv H. Polifka

 „Den Chrutschtschowschen revisionistischen Linien die Treue gehalten“

 

Beitrag zum 27. Parteitag der KPdSU, März 1986
Quelle: Privatarchiv H. Polifka


Einschaltquoten für die DDR gibt es nicht. Viele sind es nicht gewesen, nicht nur wegen der akustischen Zumutung. Für manchen liefert Radio Tirana aber das „Futter“ in der Auseinandersetzung mit der SED, um an den doktrinären marxistisch-leninistischen Grundlagen der DDR zu zweifeln.

Rainer Müller: „Ein besonderer Genuss, um in der Schule argumentieren zu können.“
In seiner Lust und Neugier auf breitgefächerte Informationen „stolpert“ Rainer Müller im Küchenradio seiner Eltern über Radio Tirana. In der 9./10. Klasse macht er sich einen Spaß daraus, albanische Argumente im Staatsbürgerkunde-Unterricht einzusetzen.

 

Biografie Rainer Müller

  • 1966 geboren in Borna b. Leipzig
  • 1983 Maurerlehre ohne anschließender Anstellung im Ausbildungsbetrieb auf Grund seiner oppositionellen Haltung.
  • Betriebshandwerker bei der Kirche
  • Totalverweigerer des Armeedienstes
  • 1987/88 Exmatrikulation von der kirchlichen Hochschule am Theologischen Seminar der Karl-Marx-Universität Leipzig wegen seiner Kritik an der Loyalität der Amtskirche zur SED
  • Mitarbeit in verschiedenen Oppositions- und Basisgruppen, Kontakte zu tschechischen Dissidenten, Herausgabe von Samisdat-Zeitschriften
  • Heute: Historiker

 


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