Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Dieses Gebot gilt in George Orwells Roman „Farm der Tiere“ als einziges nach der Klärung der Machtverhältnisse durch die Schweine – an das Scheunentor geschrieben, dass es auch ja kein Tier vergisst. Die Schweine untermauern damit ihren Führungsanspruch.
Das Gleichnis, erschienen 1945, zielt auf den Stalinkult in der Sowjetunion.

Manche sind gleicher, Quelle: ABLDieses Gebot gilt in George Orwells Roman „Farm der Tiere“ als einziges nach der Klärung der Machtverhältnisse durch die Schweine – an das Scheunentor geschrieben, dass es auch ja kein Tier vergisst. Die Schweine untermauern damit ihren Führungsanspruch.
Das Gleichnis, erschienen 1945, zielt auf den Stalinkult in der Sowjetunion.

Der Personenkult um den albanischen KP-Chef Enver Hoxha gehört zu den exzessivsten in den sozialistischen Ländern. Er ist jedoch bedeutend subtiler als der seiner kommunistischen Ebenbilder (Stalin, Mao, Ceauşescu). Überdimensionale Portraits, Büsten, Denkmäler gibt es nicht. Trotzdem ist der Diktator allgegenwärtig und kein Albaner kann sich dem inszenierten Kult entziehen. Zur vollen Entfaltung gelangt er in den 1960er Jahren, als auch hier die Machtfrage nach mehreren "Säuberungswellen" geklärt ist.

Der Personenkult in Albanien basiert auf drei Konstrukten:

1. Enver Hoxha
Der Befreier

2. Enver Hoxha
Der Onkel

3. Enver Hoxha
Der Kommunist

1. Enver Hoxha - Der Befreier | Quelle: “Gju me gju me popullin”, 8 NËNTORU, Ndermarrja Librit Tirana 2. Enver Hoxha - Der Befreier | Quelle: “Gju me gju me popullin”, 8 NËNTORU, Ndermarrja Librit Tirana 3. Enver Hoxha - Der Kommunist | Quelle: “Gju me gju me popullin”, 8 NËNTORU, Ndermarrja Librit Tirana

Quelle: Ndermarrja Librit Tirana
Quelle: Ndermarrja Librit Tirana

 

1. Enver Hoxha – der Befreier

Hoxha inszeniert sich als Befreier Albaniens von der italienischen und deutschen Fremdherrschaft im II. Weltkrieg. Dies legitimiere seine Führungsrolle. Er sieht sich dabei in direkter Linie mit dem albanischen Volkshelden Skanderbeg, der im 15. Jahrhundert das Land gegen die übermächtigen Osmanen verteidigte.
Dementsprechend tritt er auch als Beschützer der Heimat gegen die feindlich gesinnte Außenwelt der Gegenwart auf.

500. Todestag Skanderbegs, 1968 - 40. Jahrestag der Gründung der „Nationalen Befreiungsarmee“, 1983 (Quelle: Gju me gju me popullin, 8 NËNTORU)
500. Todestag Skanderbegs, 1968 - 40. Jahrestag der Gründung der „Nationalen Befreiungsarmee“, 1983 (Quelle: Gju me gju me popullin, 8 NËNTORU)

 

2. Enver Hoxha – der Onkel

„Onkel (xhaxhi) Hoxha“ ist Verwandter und Schutzherr der Familien. Leger hockt er im Schneidersitz in Mitten einer Dorfgemeinschaft. Dieses Motiv suggeriert weder eine hervorgehobene Stellung noch einen autoritären Führungsanspruch durch seine Person. Im Gegenteil: Es illustriert den Propagandaspruch „Volk-Partei-Enver“ („Populi-Parti-Enver“), den Ministerpräsident Mehmet Shehu 1960 auf dem IV. Parteitag der „Albanischen Partei der Arbeit“ geprägt hat. Dieser Ausspruch ist auf unzähligen Transparenten und Spruchtafeln überall im Land zu lesen. Kinder wirken natürlich in diesem Zusammenhang besonders emotional. Der „starke Onkel“ kümmert sich um die schutzbedürftigsten Mitglieder der Gesellschaft.

Diese zelebrierte Offenheit steht im Kontrast zum abgeschotteten Regierungsviertel.

 

3. Enver Hoxha – der Kommunist

Enver HoxhaEine dritte Komponente des Personenkults ist Hoxhas Selbstverständnis als einzig wahrer Kommunist. Er kämpft praktisch im Alleingang für den Marxismus-Leninismus, nachdem alle anderen einst Verbündeten den seiner Meinung nach kapitalistischen Weg eingeschlagen haben. Er betrachtet sich als bedeutenden marxistischen Theoretiker und verfasst zahlreiche Schriften. Die Buchläden sind voll davon. Zur Rechtfertigung des Hoxha-Sozialismus braucht es Feindbilder. Die Abschottung des Landes sei notwendig, da Albanien von Feinden umgeben sei.

 Ausmaße des Personenkults

In biografischen Bildbänden muss die Fotoauswahl immer wieder neu getroffen werden, um liquidierte Weggefährten auch in der Erinnerung verschwinden zu lassen.
Der Personenkult ist allumfassend. So lässt sich der Diktator auch in allen Bereichen der Kunst bejubeln und glorifizieren. Zahlreich sind die zu seinen Ehren verfassten Gedichte und Lieder. Bekannte „Hofsänger“ sind Arif Vladi und Zoja Palí.
„Enver Hoxha tungjatjeta“ ist eines der am häufigsten gesungenen Lieder, das bereits Vorschulkinder lernen und das auf nahezu jeder Veranstaltung zu hören ist.

Arif Vladi: „Enver Hoxha tungjatjeta“ - „Lang lebe Enver Hoxha“ - (Quelle: Ndermarrja Librit Tirana, “Gju me gju me popullin”, 8 NËNTORU)

 

Die Sängerin Zoja Palí intoniert zum 75. Geburtstag Hoxhas 1983 ein Lied („Ne ditelindjen e Enverit“), in dem es unverblümt heißt: „Wir schießen Verrätern geradewegs in die Stirn. Wir hüten unsere Partei wie einen Edelstein.“

Enver HoxhaDie Errichtung des Hohxa-Denkmals in Tirana und die Benennung der Universität Tirana nach Enver Hoxha erfolgen erst nach dessen Tod durch seine Nachfolger.

Hoxhas Witwe lässt für ihn ein riesiges futuristisch anmutendes Mausoleum errichten, das Enver Hoxha Museum.

Quelle: Albanian Rehabilitation Center of Trauma and Torture

 


Die quasireligiöse Verehrung ermöglicht jede illoyale Haltung gegenüber dem Führer von der persönlichen auf die politische Ebene zu heben. Kritik an der Person ist gleichbedeutend mit der Kritik an der Legitimität des ganzen Systems.

 


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