Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Dieses Jahr jährte sich die Wiedervereinigung zum 30. Mal. Anlässlich dessen hat die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb den einheitspreis in digitalen Format gestartet. Blogs und Websiten wurden zur Wahl der Bürgerinnen und Bürger gestellt und eine Top50 gewählt. Aus diesen kürte dann eine Jury 30 Preistragende - darunter auch unsere Website zu den Montagsdemonstrationen! Mit unserem Projekt sind wir "Bronze-Gewinner" des "einheitspreis 2020" der Bundeszentrale für politische Bildung.

Wir danken den vielen Stimmen für uns, der Jury für die Entscheidung, freuen uns über die Auszeichnung und wünschen unterhaltsame Momente und neue Erkenntnisse unter www.mythos-montagsdemonstrationen.de

Seit 2020 geht eine Internetpräsention der Mythenbildung um die Leipziger Ereignisse nach. Bis in die Gegenwart nehmen soziale und politische Bewegungen in Ost- und Westdeutschland Bezug auf das Narrativ der Montagsdemonstrationen 1989/90 in der DDR. Die Demonstrierenden erhoffen sich zumeist eine stärkere Mobilisierung und bekräftigten so die Aussicht auf Erfolg. Ziel der Internetpräsentation ist es, den Blick auf die historischen Abläufe zu schärfen und Stationen einer Mythenbildung aufzuzeigen. Grundlage bilden die historischen Ereignissen in Leipzig mit den seit 1982 montäglichen Friedensgebeten und den daraus entstandenen Demonstrationen weit vor dem Oktober 1989.

Historischer Kern - Entwicklung - Legendenbildung

Bis in die Gegenwart hinein nehmen soziale und politische Bewegungen in Ost- und Westdeutschland Bezug auf das Narrativ der Montagsdemonstrationen 1989 in Leipzig. Es ist ein erfolgreicher Exportartikel aus dem Osten in den Westen - schließlich gelang es schon einmal, unter diesem „Label“ politische Veränderungen durchzusetzen. Im Zusammenhang damit steht die Beschwörung eines emotional verankerten „WIR“-Gefühls durch den Ruf „Wir sind das Volk“. Dieser Slogan, dessen Aussage sich erstmals am 2. Oktober 1989 an die martialisch auftretende Polizei richtete, verkümmerte im Laufe der Zeit in seiner Intention immer mehr zum „Ich habe recht“.

Die historischen Ereignisse haben sich mittlerweile in idealisierter Form in unserem Gedächtnis verankert. Es fehlt jegliche Differenzierung und es stellt sich die Frage, welche der vielen sehr unterschiedlichen Demonstrationen und welches dazugehörige „Volk“ eigentlich gemeint sind, wenn wir an die Montagsdemonstrationen erinnern.

Die Stationen der Mythenbildung reichen bis zu den rassistischen Pegida-Auftritten in Dresden und ihren bundesweiten Ablegern.

Monatliche Kolumnen begleiteten die Entstehung dieser Präsentation. Darin reflektieren Autorinnen und Autoren von Lesebühnen den Umgang mit unserer Geschichte auf ihre Weise. Den Anfang machte im Oktober 2019 Wladimir Kaminer. Seit dem Sommer 2020 ergänzt ein sogenannter „VOLK-er-Mat“ die inflationäre Selbstermächtigung, man sei ja das „Volk“. Der erhobene Anspruch auf die Meinungshoheit wird dadurch persifliert. In Anlehnung an einen „Wahl-O-Mat“ können die Nutzer erfahren, an welcher der vielen unterschiedlichen Montagsdemonstrationen sie potentiell teilgenommen hätten und zu welchem „Volk“ sie dementsprechend gehören.

Die Revolution ist unser Erbe - es lebe der Mythos.

www.mythos-montagsdemonstrationen.de


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