„Da machte Widerstand richtig Spaß“
In der Meißner Straße, in dem vom Zerfall geprägten Stadtteil im Leipziger Osten, befand sich Ende der 1980er Jahre ein „Widerstandsnest“. Bernd Oehler lebte und agierte dort mit verschiedenen oppositionellen Jugendlichen. Er geht kurz auf ihr Selbstverständnis ein und erzählt von der Vorbildwirkung von SolidarnoscSolidarnosc - Aus der im August 1980 beginnenden Streikbewegung in Polen wurde die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc gegründet. Auf der Leninwerft in Gdansk entstand ein überbetriebliches Streikkomitee. Streikende Betriebe in ganz Polen zeigten sich mit dem Gdansker Komitee solidarisch. Es wurden dabei politische und soziale Forderungen an die kommunistische Regierung gestellt. Die Arbeiterbewegung unterstützten Intellektuelle des Landes und die katholische Kirche. Zunächst kam die Regierung nicht umhin, die neue Gewerkschaft anzuerkennen. Mit der Ausrufung des Kriegszustandes am 13. Dezember 1981 wurde die Gewerkschaft verboten und agierte bis 1988 im Untergrund. sowie der Charta 77Charta 77 - Bezeichnet die tschechoslowakische Bürgerrechtsbewegung. Der Name leitet sich von der im Januar 1977 veröffentlichten Petition ab, in der auf Menschenrechtsverletzungen des kommunistischen Regimes in der ČSSR aufmerksam gemacht wurde. Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehörte u.a. Vaclav Havel, der spätere Präsident Tschechiens. In der Charta 77 organisierten sich Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten. Sie wurde zum Zentrum der oppositionellen Bewegung. Auf Grund der Breitenwirkung hatte sie Vorbildcharakter für die DDR-Opposition. . Daraus ergab sich die Notwendigkeit die kirchlichen Schutzräume zu verlassen.
Lebenslauf
- in der Nähe von Crimmitschau 1960 geboren
- 1980 – 82 Bausoldat
- 1982/83 Mitarbeit in der Friedensgruppe Crimmitschau-Frankenhausen, Organisation von Friedens- und Jugendgottesdiensten sowie verschiedener Ausstellungen
- 1983 Theologiestudium in Leipzig
- Mitarbeit in AG UmweltArbeitsgruppe Umweltschutz (AGU)
Die AGU war seit Anfang der 80er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg ein Zentrum der ökologischen Bewegung in der DDR. Sie war beim Jugendpfarramt angegliedert und gab von 1981 bis 1989 das Informationsblatt „Streiflichter“ heraus. Da die Gruppe zeitweise über 70 Mitarbeiter hatte, gab es mehrere selbständige Untergruppen. Diese beschäftigten sich Mitte der 80er Jahre u.a. mit Umwelterziehung und der Sammlung von Informationen über Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes.
Anlässlich des Weltumwelttages (5. Juni) organisierte die AGU alljährlich öffentliche Aktionen, z.B. Fahrraddemonstrationen („Mobil ohne Auto“), mit denen gegen die Umweltgefährdung durch den Autoverkehr protestiert wurden.
, Arbeitskreis GerechtigkeitArbeitskreis Gerechtigkeit (AKG)
Der AKG wurde Ende 1987 von Leipziger Theologiestudenten gegründet. Ziel war, Einfluss auf die politische Entwicklung der DDR zu nehmen. Der AKG bestand aus diversen Untergruppen und legte Wert auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit. Er pflegte Beziehungen zu Journalisten sowie oppositionellen Gruppen in Polen, der CSSR und im Baltikum. Darüber hinaus sammelte und verbreitete der AKG Informationen über Menschenrechtsverletzungen, zu staatlichen Strategien im Umgang mit Ausreisewilligen sowie zu Entwicklungen innerhalb des SED-Machtapparates.
, Arbeitskreis Solidarische KircheArbeitskreis Solidarische Kirche (AKSK)
Der AKSK entstand 1984 aus einem Kreis junger Theologen aus verschiedenen Teilen der DDR. Nach der Anschriftenkartei des AKSK gehörten ca. 400 Mitglieder/Sympathisanten zu dieser (um 1988 wohl größten) DDR-weiten nicht genehmigten Organisation. Das Ziel des AKSK war es, die solidarischen Strukturen in der (evangelischen) Kirche und die Partizipationsmöglichkeiten in der Gesellschaft zu fördern, dabei verstand er sich selbst als ein Netzwerk für Solidaritätsaktionen. Viele Mitglieder des AKSK waren zugleich in anderen Gruppen engagiert. Sie tauschten sich über ihre Arbeit in anderen Gruppen aus und bemühten sich darum, dass die Anliegen der politisch- alternativen Gruppen innerhalb der Kirche größere Resonanz gewanne, enger Kontakt zur Initiative Frieden und MenschenrechteInitiative Frieden und Menschenrechte (IFM)
Mitglieder aus verschiedenen Ost-Berliner Friedenskreisen wollten im Herbst 1985 ein landesweites Menschenrechtsseminar organisieren. Auf Druck der Staatssicherheit wurde es abgesagt. Der Vorbereitungskreis des Treffens um Wolfgang Templin, Ralf Hirsch, Ulrike Poppe, Gerd Poppe und Bärbel Bohley nennt sich ab März 1986 Initiative Frieden und Menschenrechte.
Diese erste kontinuierlich agierende Bürgerbewegung in der DDR orientierte sich an der „Charta 77“ in der ČSSR. Sie verstand sich als eine von der Kirche unabhängige Menschenrechts- und Demokratiebewegung. Die IFM brachte illegal die Zeitschrift „grenzfall“ heraus. - Unter dem Decknamen „Björn“ schrieb er für den „Grenzfall“
- Heute: Gemeindepfarrer in Meißen