„Vorn tauchten immer die Polizisten auf und wir versuchten eine Gasse zu finden, um auszuweichen.“
Ernst Demele gehörte zu den Demonstranten, die am 15. Januar 1989 das verordnete Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl LiebknechtLuxemburg-Liebknecht-Demonstration
Jährlich veranstaltete politische Großdemonstration der SED zum Gedenken an die im Januar 1919 ermordeten Arbeiterführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
Am 17. Januar 1988 zeigten in Berlin Bürgerrechtler während des organisierten Aufmarsches ein Plakat mit dem Zitat von Rosa Luxemburg: „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“. Daraufhin kam es zu zahlreichen Verhaftungen. Nicht wenige Oppositionelle wurden daraufhin aus der DDR ausgebürgert. Im Jahr 1989 organisierten Leipziger Oppositionelle eine Gegendemonstration zu der ritualisierten Veranstaltung der SED. zum Anlass nahmen, eine demokratische Mitbestimmung im Sinne der beiden Arbeiterführer in der DDR einzufordern. Nachdem der „Aufruf an alle Bürger der Stadt Leipzig“, der im Pfarrhaus von Pfarrer Dallmann heimlich gedruckt wurde, verlesen wurde, kam es in der Leipziger Innenstadt zu einer „Hatz“ zwischen Polizei und Demonstranten. Der Polizei gelang es jedoch nicht Passanten von Demonstranten zu unterscheiden, so dass manch Unbeteiligter die polizeiliche Gewalt zu spüren bekam.
Lebenslauf
- geb. 1940 in Böhmen
- 1945 Zwangsaussiedlung, nach Keisa b. Belgern
- 1947 – 1955 8-Klassen-Schule
- 1955 – 1958 Lehre bei der Deutschen Reichsbahn in Torgau
- 1958 – 1961 Wehrdienst
- 1961 – 1963 Abitur auf der Arbeiter- und Bauer-Fakultät (ABF)
- 1963 Hochschule für Bauwesen Leipzig
- 1968 Reichsbahndirektion Halle Abteilung Brücken
- oppositioneller Einzelkämpfer bis Ende der 1980er Jahre
- 1988 AG FriedensdienstArbeitsgruppe Friedensdienst (AGF)
Die AGF entstand Mitte der 1970er Jahre aus einem Bausoldatenkreis. Sie hatte keine kirchliche Anbindung, bestand aber aus Mitgliedern verschiedener Konfessionen, die sich um einen „Friedensdienst“ anstelle des Militärdienstes bemühten. Anfang der 1980er Jahre arbeitet die AGF eng mit Stadtjugendpfarrer Gröger zusammen. Es wurden Informationsandachten und Gemeindeveranstaltungen durchgeführt. Am 13.09.1982 begann sie mit den montäglichen Friedensgebeten in der Nikolaikirche.
, IG LebenInitiativgruppe Leben (IGL)
Im Mai 1987 vom radikalen Flügel der Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) gegründet.
Für ihre ca. 30 Mitglieder waren ökologische Verbesserungen an politische Reformen geknüpft. Im Zentrum des Engagements der IGL stand die Öffentlichkeitsarbeit (Beteiligung mit eigenen Transparenten an Umzügen und Demonstrationen, Erarbeitung von Wanderausstellungen, Organisation von Aktionstagen). Eine besonders wirkungsvolle Aktion war dabei der Pleißemarsch 1988. Da die Gruppe nur unregelmäßig kirchliche Räume nutzen konnte, traf sie sich in Privatwohnungen und in einer leerstehenden Wohnung, die als alternatives „Cafe“ genutzt wurde. In der stark basisdemokratisch orientierten Gruppe wurde der Eigeninitiative Vorrang vor dem Gruppenkonsens gegeben, so dass viele öffentliche Aktionen von Gruppenmitgliedern ohne „Gruppenbeschluss“ realisiert wurden. Einige Mitglieder der IGL organisierten 1988/89 das „Leipziger Straßenmusikfestival“. - 1990er Jahre Verantwortliche Funktion bei der Bahn
- heute: Ruhestand