Alle Artikel, Audios und Videos zu Albanien.
Vom 7. bis 11. Januar besucht eine albanische Delegation unter Enver Hoxha erstmals die DDR. Es wird ein Konsularvertrag abgeschlossen, um die bilateralen Beziehungen zu vertiefen.
In den 1950er Jahren werden die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten ausgebaut.
Export von Baumwolle nach Tirana/Albanien, 1954 | Quelle: Bundesarchiv |
Löschung einer Ladung Frühkartoffeln aus Albanien, 1957 | Quelle: Bundesarchiv |
Mit viel Propaganda werden Hoxha die Erfolge der DDR gezeigt. Er besucht verschiedene Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe. Auch in Dessau wird er empfangen. Hier wurde ein Jahr zuvor das „Café Altmann“ in „Café Tirana“ umbenannt. Das noble Tanzcafé ist u.a. mit Wandbildern zur albanischen Geschichte eingerichtet.
Nach einem Umbau im Jahr 1973 entsteht das Hotel „Stadt Dessau“. Mittlerweile ist es zum Konflikt mit Albanien gekommen und das Land wird in der öffentlichen Wahrnehmung tabuisiert.
Quelle: Stadtarchiv Dessau-Roßlau
Eine neue politische Kehrtwende bahnt sich mit dem Besuch des sowjetischen Staatschefs Nikita Chruschtschow im Frühjahr an. In der Phase des „Tauwetters“ nach Stalins Tod mahnt Chruschtschow an, sich von alten Dogmen zu lösen. Gemeint sind der Stalin-Kult und die Abgrenzung von Jugoslawien. Das lange Treffen vom 25. Mai bis zum 4. Juni sorgt für außenpolitische Brisanz: In Genf laufen gerade die Verhandlungen der Siegermächte über die Deutschlandfrage und im „fernen“ Albanien treffen sich neben den politischen Repräsentanten auch Militärexperten aus der Sowjetunion und China. Sogar der DDR-Regierungschef Otto Grotewohl ist bei einigen Gesprächen dabei.
Vom 17. bis 31. Oktober findet in Moskau der 22. Parteitag der sowjetischen Kommunisten statt. Auf diesem kommt es zum Bruch mit Albanien. Vorausgegangen ist, dass Hoxha die sowjetische Hegemonie nicht akzeptiert. Beide Seiten sehen sich als Gralshüter der marxistisch-leninistischen Lehre und bezichtigen sich des „Revisionismus“. Unter diesen Bedingungen werden nun offen der Personen- und Stalinkult sowie die Repressionen in Albanien angeprangert.
Die chinesische Delegation protestiert und reist vorzeitig ab.
Tirana bricht in der Folge die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion ab. Jegliche wirtschaftliche Zusammenarbeit wird eingestellt. Alle sowjetischen Bürger werden des Landes verwiesen.
Propagandabilder der SED vom „regen Erfahrungsaustausch“ der Bevölkerung über die Beschlüsse des Parteitages (Quelle: Bundesarchiv)
In der DDR werden nun Referenzen in Bezug auf Hoxha und Albanien getilgt. Betroffen ist auch die Wissenschaft. Nach dem Tod des Albanologen Maximilian Lambertz 1963, der an der Leipziger Karl-Marx-Universität lehrte, wird das Institut für Balkanologie und Albanologie geschlossen und jegliche Kontakte nach Albanien unterbunden.
23. August 1968
Hoxha verurteilt den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag zur Niederschlagung des „Prager Frühlings“ als „Aggression sowjetischer Revisionisten und ihrer Satelliten“.
13. September 1968
Aus Protest gegen den Einmarsch in die ČSSR verlässt Albanien den RGW und den Warschauer Pakt. Der Warschauer Pakt gilt für Albanien nunmehr wie die NATO als „aggressiver Militärpakt“. Die Vereinbarungen zum „Warschauer Vertrag“ sehen jedoch keine Austrittsmöglichkeit vor. Er wird aber still schweigend hingenommen.
Nachdem China bereits 1962 mit der Sowjetunion gebrochen hatte, wird das „Reich der Mitte“ Hoxhas letzter Verbündeter. Diese Entwicklung führt Albanien endgültig in die Isolation.
Treffen mit dem chinesischen Regierungschef Zhou Enlai, 1965 | Quelle: Ndermarrja Librit Tirana
6.2.1967: „Das große Feuer entzündet alle Köpfe und Herzen unserer Menschen.“ | Quelle: Gju me gju me popullin, 8 NËNTORU
In einer Rede am 6. Februar ruft Hoxha zur Abrechnung mit der Religion auf. Am 4. März wird die Kathedrale von Shkodra endgültig geschlossen. Allen Christen und Muslimen wird jegliche Religionsausübung untersagt, Geistliche werden inhaftiert oder ermordet, Gotteshäuser säkularen Zwecken zugeführt. Insgesamt werden 2.169 Moscheen, Kirchen und Klöster geschlossen, geplündert und in Lagerhallen, Kulturzentren und ähnliches umgewandelt.
Minaret mit Stalin oder Stalin mit Minaret, Tirana 1953 | Quelle: Gju me gju me popullin, 8 NËNTORU
Nach dem chinesischen Vorbild kommt es zur „Albanischen Kulturrevolution“, in deren Zuge sich Albanien zum atheistischen Staat erklärt. Ebenso wie in China wird die Bevölkerung zu Denunziationen vermeintlich antisozialistisch Denkender aufgerufen. Es werden Vorschriften gegen „westlich-dekadente“ Moden hinsichtlich Kleidung und Frisur erlassen. Vollbärte und lange Haare bei Männern werden verboten.
China wird immer mehr zum wichtigsten Verbündeten. Hoxha verreist selten und wenn, dann mit dem Zug. So trifft 1967 sein Regierungschef Mehmet Shehu den chinesischen Ministerpräsidenten Zhou Enlai in Peking.
Der amerikanische Beitrag von 1967 befürchtet die chinesische Weltrevolution.
Unter dem Vorwand, Bürokratie abzubauen, werden sechs von neunzehn Ministerien abgeschafft, darunter das Justizministerium. Ebenso erging es der Institution des Rechtsanwaltes.
Enver Hoxha ist das Recht!
1967 | Quelle: Gju me gju me popullin, 8 NËNTORU
Weihnachten 1972 veranstaltet das Staatsfernsehen in Tirana das 11. Liederfestival. Zum Ärger der Parteiführung, treten in „Hippie-Manier“ gekleidete Musiker und Sänger mit langen Haaren auf, die westliche Beat- und Rockmusik spielen. Die Veranstaltung wird später als „Exzess“ verurteilt.
Track 1
Track 2
Track 3
Track 4
© 2022 Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. | Impressum | Datenschutzerklärung | Social-Media-Datenschutz