Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

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Gorbatschow | Quelle: BundesarchivAm 11. März 1985 wird Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der kommunistischen Partei gewählt.
Das internationale Wettrüsten, die wirtschaftliche Stagnation und hohe Kriegskosten in Afghanistan bewirken nahezu den Staatsbankrott, dem Gorbatschow mit einem politischen Kurswechsel entgegenzuwirken versucht.
Auf dem 27. Parteitag der KPdSU im Februar 1986 werden die Beschlüsse zum Umbau der sowjetischen Gesellschaft gefasst. Die beiden Schlagworte „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umstrukturierung) gehen um die Welt als Inbegriff einer Demokratisierung im Ostblock.

Gorbatschow

Gorbatschow und der Reformflügel der KPdSU sind davon überzeugt, den Sozialismus reformieren zu können. Sie werden immer die Kontrolle über die Entwicklung behalten, so die Annahme, da sie diese ja aktiv gestalte. Doch sehr oft stehen hinter den Verlautbarungen keine Taten. Die Führung gibt nur das zu, wozu sie Kritiker überführt hat. Es ist jedoch nicht mehr zu verheimlichen, dass die wissenschaftlichen, technischen und finanziellen Ressourcen von der Rüstungsindustrie und der prestigeträchtigen Raumfahrt verbraucht werden. Dazu kommen die strukturellen Probleme der Planwirtschaft. Die Kosten muss die Bevölkerung durch Verarmung tragen.

Gleichzeitig steht Gorbatschow dem US-Präsidenten Reagan gegenüber, dessen Außenpolitik der Stärke von seinem Antikommunismus geprägt wird. Zugeständnisse sind keine zu erwarten.


Reagan und Gorbatschow in Genf, 1985 | Quelle: ČTK

Einen entscheidenden Anstoß für konstruktive Gespräche gibt Gorbatschow in dem er Mitte 1986 den Rückzug aus Afghanistan und Anfang 1987 einseitige Abrüstungsschritte ankündigt. In der Folge einigen sich die beiden Großmächte auf den Abbau der Mittelstreckenraketen in Europa. Eine unmittelbare Kriegsgefahr in Europa scheint gebannt.

Stalins Kulturrevolution, 1930er Jahre | Quelle: archive.orgSowjetische "Prohibition": "Wir zerschlagen den Alkohol!"
Mit der Wahl Gorbatschows ist die Hoffnung der Menschen nach tiefgreifenden Veränderungen verbunden. Seine anfängliche Beliebtheit leidet jedoch stark unter der aufgezwungenen „Entziehungskur“.
Bereits am 7. Mai 1985 beginnt eine große Anti-Alkohol-Kampagne. Riesige Weinanbauflächen werden zerstört, Brauereien geschlossen, Betrunkene auf der Straße zu Geld- und Haftstrafen verurteilt, Trinkszenen aus Filmen, Theaterstücken und Fotos eliminiert.
Die verbliebenen Schnapsläden dürfen erst ab 14 Uhr und dann nur für einige Stunden öffnen.
Die Kampagne hat Erfolg: die Fehlzeiten am Arbeitsplatz gehen um ein Drittel zurück, die Anzahl der Verkehrsunfälle

Moskauer Ärzte: „Sie beschimpfen nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch die anderen Patienten.“

Gleichzeitig steigt jedoch die Anzahl der Schwarzbrennereien sprunghaft an und auch die Zahl derer, die sich mit toxischem Alkoholersatz vergiften. (Quelle: net-film)

Allein 1987 werden 400.000 Personen im Zusammenhang mit illegaler Schnapsherstellung verhaftet. Auch leidet das Land unter den nun fehlenden Einnahmen aus der Alkoholsteuer. 1988 werden die Bestimmungen gelockert, nach dem Ende der Sowjetunion fallen sie ganz weg.

 

„Freund des Westens und Verbündeter der USA“
So wird der letzte Herrscher im Sowjetreich von der eigenen Bevölkerung genannt. Außenpolitisch hofiert und gewürdigt, wird Gorbatschow innenpolitisch für das Ende der Sowjetunion verantwortlich gemacht. Das eigene Volk, das am Anfang dem Staatschef treu war und an ihn glaubte, ist letztendlich auf die Barrikaden gegangen, um selbst für eine bessere Zukunft zu kämpfen.

Gorbatschows Reformen (Glasnost und Perestroika) haben eine systemstabilisierende Absicht jedoch eine systemdestabilisierende Wirkung.

 


Karrikatur Perestrojka | Quelle: ČTK


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