Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

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Quelle: ČTKIm Jahr 1979 greift die Breschnew-Doktrin nach 1968 in der ČSSR ein zweites Mal. Am 25./26. Dezember 1979 marschieren sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Im Jahr zuvor hat sich die kommunistische „Demokratische Volkspartei Afghanistans“ an die Macht geputscht. In die Auseinandersetzungen über die Ausrichtung der Politik greift die Sowjetunion ein. Sie versichert zwar nach der „Wiedererstellung der öffentlichen Ordnung“ abzuziehen, doch es beginnt eine 10-jähriger Besatzungszeit bis 1989.

 

Wladimir Bukowski: „Das ist ein typisches Muster sowjetischer internationaler Beziehungen.“

Der Dissident Bukowski reflektiert die Interessenlage des sowjetischen Einmarschs in Afghanistan. Aus dem Konflikt entsteht ein handfester Krieg. Zur Überraschung der Sowjetunion wird das Unternehmen zu einem finanziellen und humanitären Fiasko. Nach offiziellen sowjetischen Angaben sterben ca. 15.000 Soldaten. Insgesamt werden über den gesamten Zeitraum etwa 600.000 Soldaten in Afghanistan eingesetzt.

Der Widerstand gegen die sowjetische Besatzungsmacht wird zur heterogenen Massenbewegung mit ständig wachsendem Zulauf. Dominiert wird er von islamistischen Guerilla-Gruppen (Mudschaheddin), die ihrerseits materielle und logistische Hilfe aus den USA und Pakistan beziehen. Der Krieg kostet etwa 1 Mio. Afghanen das Leben, 4 Mio. Menschen sind auf der Flucht nach Pakistan und den Iran.

Quelle: archive.orgDie Etablierung eines weiteren Satellitenstaates jetzt auch im Mittleren Osten heizt die Ost-West-Auseinandersetzung weiter an. Die unmittelbare Nähe der Sowjettruppen zu den ölreichen Regionen des Nahen Ostens beunruhigt den Westen. Die Generalversammlung der UNO stimmt mit 104 zu 18 Stimmen für einen sofortigen Abzug aller Truppen aus Afghanistan. Im Gegenzug verwahrt sich Breschnew gegen die Einmischung in „legitime interne Angelegenheiten“ Afghanistans.

 

Eine der diplomatischen Folgen ist die Warnung der westlichen Welt, die olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau zu boykottieren.

Andrej Sacharow | Quelle: ČTKAndrej Sacharow wird am 22. Januar 1980 verhaftet, nachdem er gegen den Einmarsch in Afghanistan protestierte. Er wird nach Gorki (heute: Nischni Nowgorod) verbannt und steht dort unter der Aufsicht des Geheimdienstes KGB. Im Jahr 1984 muss seine Frau ebenfalls dorthin. Erst die Perestroika ermöglicht ihnen 1986 eine Rückkehr nach Moskau.


Andrej Sacharow (1921 - 1989) war Kernphysiker und Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Als Wissenschaftler beteiligte er sich an der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe (1953). Seit Ende der 1950er Jahre engagierte er sich indes massiv für die Einstellung der Atomwaffenversuche.

Quelle: Umweltbibliothek GroßhennersdorfMit seinem Memorandum "Gedanken über Fortschritt, friedliche Koexistenz und geistige Freiheit" von 1968 wurde er zur führenden Persönlichkeit der Bürgerrechtsbewegung in der Sowjetunion. Sacharow warnte darin vor einem Atomkrieg, der sich aus der Blockkonfrontation ergeben kann. Aus diesem Gegensatz entwickelten sich u.a. die Entmenschlichung der Gesellschaft, Hunger, Rassismus, diktatorische Regime.

Die Alternative könne nur eine Demokratisierung und Entmilitarisierung der Gesellschaft sein. Auf dem Weg dahin brauche es geistige Freiheiten, denn eine Annäherung der konkurrierenden Systeme können der soziale und der wissenschaftlich-technische Fortschritt bringen.



Quelle: Umweltbibliothek Großhennersdorf1975 erhält Sacharow für sein Engagement den Friedensnobelpreis. Seine Schriften und Bücher können jedoch nur im Westen erscheinen. Deutsche Übersetzungen gelangen über die verschiedensten Kanäle aus der Bundesrepublik auch in die DDR. Die SED reagiert mit der ihr eigenen diffamierenden Rhetorik, so dass jeder interessierte Beobachter „zwischen den Zeilen“ das Gegenteil herauslesen kann.

Neues Deutschland 14.10.1973
Quelle: Neues Deutschland 14.10.1973

 


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