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Verfassungsänderung in Serbien
Belgrad, 28.3.1989; Quelle: Net.Film |
Begleitet wird die Sitzung von gewaltigen Massenprotesten im Kosovo mit vielen Toten und Verletzten.
Der 28. März wird serbischer Nationalfeiertag. (Quelle: Net.Film)
Es beginnt die staatsrechtliche Demontage der Föderation Jugoslawien, denn verfassungsrechtlich entsteht eine widersprüchliche Situation: Zwar gelten die Provinzen in Serbien nicht mehr als stimmberechtigt, aber innerhalb des Bundes sind die Vojvodina und der Kosovo konstitutioneller Bestandteil Jugoslawiens. Im Staatspräsidium entsteht ein serbischer „Block“. Das oberste Staatsorgan ist nahezu entscheidungsunfähig.
Serbischer Opfermythos / 1389 - 1989
Am 28. Juni 1989 wird in Gezimestan, Kosovo, dem 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) durch eine Massendemonstration gedacht. Der Missbrauch des überlieferten Kosovo-Mythos zur nationalen Mobilisierung der Massen findet seinen emotionalen Höhepunkt. Kristallisationspunkt ist die militärische Niederlage der serbischen Truppen und die Hinrichtung ihres Anführers, Fürst Lasar, durch das osmanische Reich. Damit beginnt der Untergang des mittelalterlichen serbischen Staates.
Die Schlacht und der Ort wirken identitätsstiftend, denn sie bilden die kollektive Erinnerung an den letzten Akt einer „souveränen serbischen Nation“. Es folgen jahrhundertelange türkische Fremdherrschaft und die beiden jugoslawischen Staaten.
An dem Event nehmen über eine Millionen Menschen teil. Kränze werden niedergelegt. Die Kirche zelebriert einen Gottesdienst. Das Kulturprogramm reiht sich ein in die unüberschaubare Masse an künstlerischen Beiträgen, die 1989 zu diesem Anlass erscheinen.
Vom Himmel herab (mit dem Hubschrauber) kommt der neue „Messias“ Miloševićs. (Quelle: archive.org)
Miloševićs‘ Rede ist nicht die „Kampfansage“, zu der sie die westlichen Medien und Politiker später machen werden. Das kann Miloševićs anderen überlassen. Nach seinen gewonnenen „Schlachten“ (Verfassungsänderung, „antibürokratische Revolution“) schlägt er versöhnlichere Töne an.
Betrachtet man die historischen Fakten war das alte serbische Reich in den Jahrzehnten vor der Schlacht auf dem Amselfeld durch eigene rivalisierende Feudalfürsten schon lange vorher in der Krise. Es blieb einzig die Erinnerung an einen mittelalterlichen serbischen Staat. Diese Vergangenheit wurde in idealisierter Form durch Heldengesänge und Geschichten weitergetragen. Bestandteil der Verklärung ist die Opfermystik, wonach das eigene Leben in den Dienst der Nation gestellt wird.
Für die Gegenwart rechtfertigt diese mentale Einstellung auch einen Krieg, denn es wäre ein „gerechter Krieg“.
Der monumentale Historienfilm „Boj na Kosovu“ vom Untergang und der Auferstehung des serbischen Volkes im 14. Jahrhundert bediente sich aller künstlerischen, religiösen und historischen Klischees. |
Verfassungsänderung in Slowenien
Sechs Monate nach der Verfassungsänderung in Serbien „schützt“ sich das slowenische Parlament gegen die empfundene „Kosovisierung“ ihrer Teilrepublik ebenfalls durch die Änderung der Verfassung. Darin wird u.a. proklamiert, dass die Verhängung eines Ausnahmezustandes (wie im Kosovo) der Zustimmung der Republik Slowenien bedarf. Weiterhin wird das Recht auf nationale Selbstbestimmung festgeschrieben.
Nicht zuletzt unter dem Eindruck der Veränderungen in anderen sozialistischen Ländern verzichtet der slowenische Bund der Kommunisten auf sein politisches Monopol. Es kommt 1989/90 zur Gründung oppositioneller Parteien. Das macht den Weg frei für die Mehrparteienwahlen im April 1990.