Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

ÜberschriftÜberschrift

Eine Kontinuität der kommunistischen Machtkonsolidierung in Mittel-Osteuropa bilden Schauprozesse mit vorgefertigten Todesurteilen.
Nachdem die tschechoslowakischen Kommunisten gegen die Vertreter anderer Parteien vorgegangen waren, kommt es Anfang der 1950er Jahre auch zu „Säuberungen“ innerhalb der eigenen Partei. Prominente Opfer sind z.B. Rudolf Slánský, 1945-1951 Generalsekretär der KPČ und Gustáv Husák, der spätere Staatspräsident der ČSSR, der wegen „bourgeoisem Nationalismus“ 1951 verhaftet und 1954 zu lebenslanger Haft verurteilt aber später rehabilitiert wird.

Rudolf Slánský | Quelle: ČTK Am 24. November 1951 wird Slánský verhaftet.
Nach einem halben Jahr Haft und zahllosen Verhören gibt Slánský jeden Widerstand auf und bekennt sich zu den unglaublichsten Anschuldigungen, eine „trotzkistisch-titoistisch-zionistische Verschwörung“ geplant zu haben.
Der von Stalin diktierte Zeitgeist, der Wandlung eines traditionellen Antisemitismus in Antizionismus, fördert den Verschwörungsmythos. Jeder Jude ist ein potentieller „prozionistischer“ Agent, der den „israelischen Großkapitalisten“ in die Hände spielt.

Durch sein Geständnis werden auch angebliche Mittäter verhaftet, so dass sich schließlich 14 jüdische Angeklagte vor Gericht wiederfinden. Einer der Angeklagten ist Vladimír Clementis, Außenminister und Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei.
Slánský und Clementis werden am 3. Dezember 1952 mit acht weiteren Mitangeklagten hingerichtet.

Manipulation und Suggestion

Auch die Tschechoslowakei hat ihre „Mützengeschichte“ (siehe Rumänien 1979): Milan Kundera erzählt in seinem Roman „Das Buch vom Lachen und Vergessen“ folgende Anekdote: Als die Funktionäre der Kommunistischen Partei während des „Februarputsches“ am 21. Februar 1948 auf den Balkon eines Prager Barockpalais treten, um zu den Menschen zu sprechen, ist der kommunistische Führer Klement Gottwald an diesem kalten Tag ohne Kopfbedeckung. Vladimír Clementis (l.) gibt dem Genossen seine Pelzmütze – das Foto wird von der Presseabteilung veröffentlicht. Nach den „Säuberungen“ werden auch die Bilder und damit die Erinnerungen „gesäubert“. Das retuschierte Foto zeigt Gottwald allein auf dem Balkon – doch die Pelzmütze von Clementis lebt weiter.

Quelle: ČTK
Clementis‘ Mütze hin oder her – das Beispiel zeigt, wie Geschichte zum Zwecke der Legitimation manipuliert wird. Es wird die suggestive Kraft eines Fotos als scheinbar objektive Momentaufnahme genutzt. Was man nicht sieht, hat es auch nie gegeben und bleibt tabu.

 


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