Nahezu hemmungslos reiste Siegbert Schefke durch die DDR und produzierte bewegte Bilder über Themen, die in der DDR-Öffentlichkeit Tabu waren.
Wurden zunächst überwiegend Schauplätze der katastrophalen Umweltsituation ganz ohne Menschen heimlich gefilmt, wurde Schefke mit seinem Mitstreiter Aram Radomski immer mutiger und sie gewannen Interviewpartner. Im Falle des Films „Neonazis in der DDR“ gelang ihm dies nicht ganz ohne eine gehörige Portion Schalk.
„Roland war schon der Auftraggeber.“ - hier MP3 Ausschnitt herunterladen
Protokoll des Gesprächs:
Siegbert Schefke stellt sich vor, erzählt sehr ausführlich von seiner Herkunft und Kindheit in Eberswalde und seinem Werdegang. Die „Mauer“ hat er schon als Kind erfahren, da ein Teil der Verwandtschaft im Westen wohnte und er deshalb zunächst nicht zum Abitur zugelassen wurde. Ausführlich berichtet er von seiner Politisierung während der Armee und im Studium in Cottbus.
Über Freunde lernt er Carlo Jordan und Rüdiger Rosenthal kennen und geht mit zum Friedrichsfelder Feuermelder (Umweltkreis). Aus diesem Kreis (mit Christian Halbrock) wurde im September 1986 die Umweltbibliothek in der Zions Gemeinde gegründet. Zunächst waren es zwei Kellerräume. Schefke erzählt sehr genau über den Anfang und die Arbeit in der UB.
Im Frühjahr 1988 bekam Schefke seine erste Videokamera und lernte Aram Radomsky kennen. Zusammen probierten sie die Kamera aus. Roland Jahn hatte er über das Telefon kennengelernt. Dieser war mit der Qualität der Bilder unzufrieden und schickte aus Westberlin einen Kameramann, der etwas Wissen vermittelte. Roland Jahn war dabei eine Art „Auftraggeber“, denn er wusste, welche Themen er in der westdeutschen Medienlandschaft platzieren konnte. Einer der ersten Filme war „Neonazis in der DDR“. Schefke erzählt wie der Kontakt zu Stande kam und wie es ihm gelang, die Jugendlichen zum Reden zu bringen.
Nachdem ihm und Radomsky in Wismar durch die Stasi die Kamera abgenommen wurde, bekam er von Roland Jahn eine neue und Schefke berichtet über die Kurierwege. Bis März 1988 arbeitete Schefke im Wohnungsbaukombinat Berlin. Alle Telefonate gingen über sein Büro. Er konnte zwar aus dem Westen angerufen werden, er selber konnte aber nur innerhalb der DDR telefonieren. Nachts konnte er in der Telefonzelle Roland Jahn anrufen. Aber als er in eine andere Abteilung versetzt wurde, ging das nicht mehr. So musste er mehrmals die Telefone (und Nummern) wechseln, doch von Montag bis Freitag war er immer von 9-11 Uhr erreichbar. Für die Akteure gab es Decknamen. Roland Jahn gab auch immer verdeckte Informationen über Drehorte, wo Schefke hinfahren sollte. Der IM Falk Zimmermann hat dabei Aufnahmen sabotiert, in dem er Batterien entleert hat. Schefke drehte in Halberstadt, Potsdam, Leipzig, Greifswald, Görlitz, interviewte Ulrike Poppe, Hans-Jochen Tschiche, Friedrich Schorlemmer. Auch die Filmaufnahmen im Freien mussten verdeckt passieren, damit niemand Verdacht schöpfte.
Ausführlich erzählt er, wie ihnen in Wismar die Kamera abgenommen wurde. Vikar Erdmann hat sie dabei in eine Falle gelockt. Am Ende erzählt Schefke über seine Stasi-Akten.