Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.
Workuta
Die Stadt wurde zum Inbegriff des „Gulag“. Sie liegt nördlich des Polarkreises in der ehemaligen Sowjetunion. Seit 1938 mussten Gefangene in Arbeitslagern unter primitiven Bedingungen Kohle fördern und die dementsprechende Infrastruktur errichten. Auch Deutsche Kriegsgefangene und vom Sowjetischen Militärtribunal verurteilte politische Gefangene der SBZ / DDR sollten hier ihre oft lebenslangen Strafen absitzen. Nach dem Adenauer Besuch in Moskau 1955 wurden die letzten deutschen Gefangenen amnestiert.

Bausoldaten
In der DDR gab es kein verfassungsmäßiges Recht auf Wehrdienstverweigerung. Auf Druck der evangelischen Kirchen wurde 1964 der waffenlose „Ehrendienst“ innerhalb der Baueinheiten eingeführt. Damit wurde meist kirchlich geprägten Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, die Waffe zu verweigern. Bausoldaten unterstanden trotzdem der Militärgerichtsbarkeit und den Strukturen der Nationalen Volksarmee (NVA). Dieser Militärdienst wurde von Anfang an als „fauler Kompromiss“ wahrgenommen. Die Forderung nach einem Zivildienst in der DDR kamen dementsprechend meist aus den Reihen ehemaliger Bausoldaten.

Bahro, Rudolf (1935-1997)
Seine Analyse des Realsozialismus  in dem Buch „Die Alternative“ gipfelte in der Forderung nach Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, um die Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung in der DDR zu beheben. Im Jahr 1977 erschienen Auszüge im Hamburger „Spiegel“. B. wurde daraufhin verhaftet und 1978 wegen „nachrichtendienstlicher Tätigkeit und Geheimnisverrat“ zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Nach einer breiten internationalen Solidarität wurde B. anlässlich des 30. Jahrestages der DDR 1979 in die Bundesrepublik entlassen.



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A

Anschlag
Gesellschaftskritische Untergrundzeitschrift, die durch die Restauratorin Wibke Müller gestaltet wurde. Es war eine von der Kirche unabhängige Samisdat-Zeitschrift, die seit 1984 erschien. Ihr Profil lag besonders darauf, mit jedem Heft auch Kunst zu produzieren.

Arbeitsgruppe Friedensdienst (AGF)
Die AGF entstand Mitte der 1970er Jahre aus einem Bausoldatenkreis. Sie hatte keine kirchliche Anbindung, bestand aber aus Mitgliedern verschiedener Konfessionen, die sich um einen „Friedensdienst“ anstelle des Militärdienstes bemühten. Anfang der 1980er Jahre arbeitet die AGF eng mit Stadtjugendpfarrer Gröger zusammen. Es wurden Informationsandachten und Gemeindeveranstaltungen durchgeführt. Am 13.09.1982 begann sie mit den montäglichen Friedensgebeten in der Nikolaikirche.


Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM)
Die AGM wurde Anfang 1987 von Pfarrer Christoph Wonnebeger (Leipziger Lukasgemeinde) gegründet und beschäftigte sich vor allem mit Menschenrechtsverletzungen im Ostblock. Sie setzte sich für einen Sozialen Friedensdienst ein und organisierte 1989 den Statt-Kirchentag. Gleichzeitig installierte die AGM eine Bibliothek für Samisdat-Drucke sowie für Veröffentlichungen zur DDR und zu Ostmitteleuropa.

Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU)
Die AGU war seit Anfang der 80er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg ein Zentrum der ökologischen Bewegung in der DDR. Sie war beim Jugendpfarramt angegliedert und gab von 1981 bis 1989 das Informationsblatt „Streiflichter“ heraus. Da die Gruppe zeitweise über 70 Mitarbeiter hatte, gab es mehrere selbständige Untergruppen. Diese beschäftigten sich Mitte der 80er Jahre u.a. mit Umwelterziehung und der Sammlung von Informationen über Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes.
Anlässlich des Weltumwelttages (5. Juni) organisierte die AGU alljährlich öffentliche Aktionen, z.B. Fahrraddemonstrationen („Mobil ohne Auto“), mit denen gegen die Umweltgefährdung durch den Autoverkehr protestiert wurden.

Arbeitskreis Gerechtigkeit (AKG)
Der AKG wurde Ende 1987 von Leipziger Theologiestudenten gegründet. Ziel war, Einfluss auf die politische Entwicklung der DDR zu nehmen. Der AKG bestand aus diversen Untergruppen und legte Wert auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit. Er pflegte Beziehungen zu Journalisten sowie oppositionellen Gruppen in Polen, der CSSR und im Baltikum. Darüber hinaus sammelte und verbreitete der AKG Informationen über Menschenrechtsverletzungen, zu staatlichen Strategien im Umgang mit Ausreisewilligen sowie zu Entwicklungen innerhalb des SED-Machtapparates.

Arbeitskreis Solidarische Kirche (AKSK)
Der AKSK entstand 1984 aus einem Kreis junger Theologen aus verschiedenen Teilen der DDR. Nach der Anschriftenkartei des AKSK gehörten ca. 400 Mitglieder/Sympathisanten zu dieser (um 1988 wohl größten) DDR-weiten nicht genehmigten Organisation. Das Ziel des AKSK war es, die solidarischen Strukturen in der (evangelischen) Kirche und die Partizipationsmöglichkeiten in der Gesellschaft zu fördern, dabei verstand er sich selbst als ein Netzwerk für Solidaritätsaktionen. Viele Mitglieder des AKSK waren zugleich in anderen Gruppen engagiert. Sie tauschten sich über ihre Arbeit in anderen Gruppen aus und bemühten sich darum, dass die Anliegen der politisch- alternativen Gruppen innerhalb der Kirche größere Resonanz gewannen.

 

 

B

Bahro, Rudolf (1935-1997)
Seine Analyse des Realsozialismus in dem Buch „Die Alternative“ gipfelte in der Forderung nach Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, um die Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung in der DDR zu beheben. Im Jahr 1977 erschienen Auszüge im Hamburger „Spiegel“. B. wurde daraufhin verhaftet und 1978 wegen „nachrichtendienstlicher Tätigkeit und Geheimnisverrat“ zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Nach einer breiten internationalen Solidarität wurde B. anlässlich des 30. Jahrestages der DDR 1979 in die Bundesrepublik entlassen.

Bausoldaten
In der DDR gab es kein verfassungsmäßiges Recht auf Wehrdienstverweigerung. Auf Druck der evangelischen Kirchen wurde 1964 der waffenlose „Ehrendienst“ innerhalb der Baueinheiten eingeführt. Damit wurde meist kirchlich geprägten Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, die Waffe zu verweigern. Bausoldaten unterstanden trotzdem der Militärgerichtsbarkeit und den Strukturen der Nationalen Volksarmee (NVA). Dieser Militärdienst wurde von Anfang an als „fauler Kompromiss“ wahrgenommen. Die Forderung nach einem Zivildienst in der DDR kamen dementsprechend meist aus den Reihen ehemaliger Bausoldaten.

„Beatdemonstration“
Die Leipziger Beatdemo, auch Beatkrawalle oder Beataufstand, fand am 31.10.1965 in der Innenstadt von Leipzig statt. Sie war ein Ausdruck von Jugendemanzipation in der DDR und richtete sich gegen das staatliche Verbot der Beatgruppen. Auslöser der Demonstration war das zehn Tage zuvor verhängte Verbot von 54 der 58 registrierten Leipziger Bands, darunter die populären „The Butlers“. Mit Flugblättern wurde zu einer Demonstration in die Innenstadt aufgerufen. Diese wurde von der Polizei und der Staatssicherheit unmittelbar nach Beginn gewaltsam aufgelöst. Von 264 festgenommenen Jugendlichen wurden 97 bis zu sechs Wochen zum „beaufsichtigten Arbeitseinsatz“ im Braunkohletagebau Kitzscher und Regis-Breitingen eingesetzt.

Betriebssportgemeinschaft (BSG)
Die BSG war ein Zusammenschluss von Sportinteressierten eines VEB (Volkseigener Betrieb). Der VEB trug Sorge für die Finanzierung und Organisation der BSG. Durch die Förderung von Nachwuchstalenten waren die BSG’s für die vom Staat geförderten Sportclubs interessant, die von dort neue Sportler rekrutierten. Dieses Vorgehen sorgte dafür, dass die BSG’s bald zu Sportgemeinschaften 2. Klasse degradiert wurden und nach und nach an Bedeutung verloren.
Bekannte BSG’s im Fußball waren u.a. Chemie Leipzig (DDR-Fußballmeister), Wismut Aue, Sachsenring Zwickau oder Stahl Riesa.

Berlin-Verbot
Eine aufenthaltsbeschränkende Maßnahme der DDR. Durch das Berlin-Verbot durften Haftentlassene und politisch missliebige Personen oft über mehrere Jahre hinweg weder in Berlin leben noch dorthin reisen.
Berlin als die Hauptstadt der DDR galt als Aushängeschild, wo sich internationales Publikum aufhielt. Um eine Kontaktaufnahme und eventuelle Fluchtgedanken zu unterbinden, wurde den Betreffenden ein dementsprechender Vermerk in den Personalausweis gestempelt.

C

Charta 77
Bezeichnet die tschechoslowakische Bürgerrechtsbewegung. Der Name leitet sich von der im Januar 1977 veröffentlichten Petition ab, in der auf Menschenrechtsverletzungen des kommunistischen Regimes in der ČSSR aufmerksam gemacht wurde. Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehörte u.a. Vaclav Havel, der spätere Präsident Tschechiens. In der Charta 77 organisierten sich Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten. Sie wurde zum Zentrum der oppositionellen Bewegung. Auf Grund der Breitenwirkung hatte sie Vorbildcharakter für die DDR-Opposition.

Chemische Werke Buna, VEB
Chemieunternehmen für Kunststoffproduktion, vor allem Herstellung synthetischen Kautschuks. Ansässig in Schkopau zwischen Halle und Merseburg. Die Grundsteinlegung erfolgte 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Buna der größte Carbid-Produzent der Welt und eines der 5 größten Industriekombinate der DDR. Der Begriff „Buna“ steht als synonymes Beispiel für die extreme Umweltverschmutzung in der DDR.

Christliches Umweltseminar Rötha (CUR)
1982 gegründet, reichen die Vorläufer in die 1970er Jahre. Das CUR war das Ergebnis einer permanenten Auseinandersetzung mit den dramatischen Umweltbedingungen im Leipziger Südraum. Begonnen hatte alles mit Baumpflanzaktionen. Es zeigte sich, dass nicht nur der Kern der Röthaer Kirchgemeinde um Pfarrer Steinbach am Grundgedanken, etwas gegen die Resignation in der Region tun zu wollen, interessiert war. Ein kleiner Kreis, Christen verschiedener Konfessionen und Atheisten, begann in einfachen Seminaren über Umweltschäden zu sprechen. Mit der DDR-weiten Aktion „Eine Mark für Espenhain“ machte das CUR auch überregional auf die katastrophale Umweltverschmutzung südlich von Leipzig aufmerksam.

D

DAZ (Die Leipziger Andere Zeitung)
Die DAZ erschien wöchentlich von Februar 1990 bis April 1991. Sie war ein wichtiges Informationsblatt der Leipziger Bürgerbewegungen. Gegründet wurde die DAZ von Mitgliedern des Neuen Forum. Sie verstand sich als unabhängige Zeitung und wollte ein Gegengewicht zur SED-nahen LVZ schaffen. Themen waren u.a. die aktuelle Politik, Wirtschaft und Soziales. Des Weiteren gab es in der DAZ eine Öko- und Frauenseite. Aus dem Kulturkalenderteil ging die heute noch in Leipzig publizierte Zeitschrift „Kreuzer“ hervor. 1991 wurde die DAZ aus internen Gründen eingestellt.

Demokratische Aufbruch (DA)
Der DA  war eine oppositionelle politische Gruppierung, die sich im Oktober 1989 konstituierte. Die offizielle Gründung erfolgte am 16./ 17.12.1989 in Leipzig. Als Vorsitzender wurde der Rechtsanwalt Wolfgang Schnur gewählt. Im März 1990 erfolgte seine Enttarnung als aktiver IM der Staatssicherheit.
Zu den ersten prominenten Mitgliedern gehörten die Pfarrer Rainer Eppelmann und Friedrich Schorlemmer. Mit dem ersten Programm im Dezember 1989 verabschiedete sich der DA von der Idee eines demokratischen Sozialismus. Nun sollte die deutsche Einheit als Staatenbund verwirklicht werden. Linksgerichtete Gründungsmitglieder (z.B. Schorlemmer) verließen die Partei. Im Februar ging der DA das Wahlbündnis „Allianz für Deutschland“ mit der DSU und der CDU ein, das die Wahlen am 18.3.1990 gewann und die deutsche Einheit vorantrieb. Nach der Wiedervereinigung verlor der DA an Bedeutung ist zu großen Teilen in der CDU aufgegangen.

E

Eine Mark für Espenhain
In Espenhain stand eine Braunkohlen-Schwelerei, die zu extremen Umweltbelastungen im Raum Leipzig führte. Gegen dieses Werk bzw. für seine Sofortrekonstruktion hatten Umweltgruppen (vor allem aus Rötha) eine Unterschriften- und Spendenaktion mit dem Titel „Eine Mark für Espenhain“ gestartet. Sie wurde von der Synode der Sächsischen Landeskirche (Herbst 1987) und von der Synode des BEK (1988) befürwortet. In der Folge wurde dafür z.B. auch in kirchlichen Schaukästen geworben. Bis Anfang Juli 1989 wurden mit dieser Aktion 25.000 Unterschriften gesammelt.

Eingabe
Eingaben waren Beschwerdebriefe von DDR-Bürgern. Sie richteten sich u.a. an die staatliche Verwaltung und die Medien, an staatliche Institutionen und gesellschaftliche Organisationen sowie an Parteigrößen und Kommunalpolitiker. Eingaben waren ein Instrument der Konfliktbewältigung, eine Form der Kommunikation der Bürger mit dem Staat. Sie wurden in der DDR als „unvollkommener Rechtsbehelf“ praktiziert, da weder Verwaltungsgerichtsbarkeit noch individuelles Klagerecht existierten. Eingaben besaßen keinerlei Rechtsanspruch, doch der Adressat musste sich zum Vorfall äußern. Es war ein weitverbreitetes Mittel den Staat in Erklärungsnöte zu bringen. Ihre Zahl stieg im Verlauf der 1980er Jahre deutlich an. Statistisch gesehen hat zwischen 1949 und 1989 fast jeder DDR-Haushalt eine Eingabe verfasst.

F


G

Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF)

Die DSF ging am 2. Juli 1949 aus der am 30. Juni 1947 gegründeten Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion hervor und war mit ca. 6 Mio. Mitgliedern (1985) die zweitgrößte Massenorganisation der DDR (nach dem FDGB). Für die Mitgliedschaft wurde bereits in den Schulen geworben. Eine Mitgliedschaft wurde erwartet. Zunächst sollte die DSF der antisowjetischen Haltung der Bevölkerung entgegenwirken. Die „Freundschaft“ wurde dabei administrativ diktiert. Eine große Mitgliederzahl sollte das breite Bündnis zur Sowjetunion und zum Sozialismus demonstrieren. Ende der 1980er Jahre traten DDR-Bürger der Gesellschaft  bei, um Glasnost und Perestroika von Gorbatschow zu unterstützen. Da diese neue sowjetische Politik von der DDR-Partei- und Staatsführung offen abgelehnt wurde, befand sich die DSF zuletzt in einer zwiespältigen Situation. Sie verlor jegliche Glaubwürdigkeit, nachdem sowjetische Zeitschriften oder Spielfilme verboten wurden.

Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU)
Die GNU wurde 1980 gegründet. Träger waren regionale Arbeitsgruppen von Natur- und Heimatfreunden. Die GNU war im Kulturbund der DDR verankert. Sie setzte sich für die Erhaltung der Umwelt ein, so u.a. für den Arten-, Natur- und Landschaftsschutz.
Nach 1989 setzt der GNU unter der Bezeichnung „Bund für Natur und Umwelt“ seine Arbeit fort.


Glasnost
(russisch: Offenheit)
Ab 1985 war Glasnost ein Schlagwort der neuen vom sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow eingeleiteten Politik der Sowjetunion. Er stand für größere Transparenz und Offenheit des Sozialismus gegenüber der Bevölkerung. Damit einher ging eine Lockerung der bis dahin streng reglementierten Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit.


Gruppe Belter
Teil des studentischen Widerstandes in der DDR nach 1949, der sich an der Leipziger Universität formierte. Kopf der Gruppe war der Volkswirtschaftsstudent Herbert Belter. Sie verteilten 1950 Flugblätter gegen die manipulierten Volkskammerwahlen und die kommunistische Diktatur. Die Gruppe flog schließlich auf. Herbert Belter wurde zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet. Weitere Mitglieder wurden zu mehrjährigen Haftstrafen, u.a. im Straflager Workuta (Sibirien) verurteilt.

Gruppe Neues Denken
Diese Gruppe begann sich 1988 im „Klub der Intelligenz“ beim Kulturbund mit einer Vortragsreihe („Dialog“) für Reformen in der DDR einzusetzen. Ihr Programm war dabei, mit Dialog anstelle der „gewaltsamen Durchsetzung eigener Interessen“ eine Demokratisierung zu erreichen. In der Gruppe (vor allem Studenten, u.a. Genossen der SED) arbeiteten keine Christen mit, dennoch nahmen einige ihrer Mitglieder an den Friedensgebeten teil, und J. Tallig gestaltete das Friedensgebet am 27.06.1988 mit. Die Gruppe organisierte parallel zu den kirchlichen Gruppen am 07.05.1989 eine Beobachtung der Kommunalwahl und machte ihre Ergebnisse zu den Wahlfälschungen danach öffentlich. Die von Mitgliedern der Gruppe begonnene Einrichtung einer Bibliothek und eines Lesecafes wurde ab Oktober 1989 als Büro der Neuen Forums genutzt.

GST (Gesellschaft für Sport und Technik)
Paramilitärische sozialistische Massenorganisation zur Förderung der Wehrbereitschaft der Jugend. Die GST wurde am 7. August 1952 gegründet. Ihr oblag die vormilitärische Ausbildung der Jugendlichen an Schulen, Betriebsberufsschulen und Erweiterten Oberschulen. Die feiwillige Teilnahme an der GST war für den weiteren Bildungsweg in der DDR förderlich.

H

 

I / J

Initiativgruppe Hoffnung Nicaragua (IHN)
Die internationale Solidarität in der DDR war eine staatlich gelenkte und wurde den Menschen von oben verordnet. Man spendete pauschal und der Staat entschied wem Hilfe zuteil werden kann. Unabhängige Einzelinitiativen wurden dementsprechend behindert und unterdrückt.
Die IHN wurde 1981 gegründet. Sie unterstützte die sandinistische Revolution in Nicaragua und im Besonderen ein Landschulzentrum in Monte Fresco bei Managua. Dafür organisierte sie Kunstauktionen und sammelte Spendengelder. 1987 gab die Gruppe ein Informationsblatt heraus und veranstaltete eine Vortragsreihe zum Thema „Politik und Hoffnung“.


Initiativgruppe Leben (IGL)
Im Mai 1987 vom radikalen Flügel der Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) gegründet.
Für ihre ca. 30 Mitglieder waren ökologische Verbesserungen an politische Reformen geknüpft. Im Zentrum des Engagements der IGL stand die Öffentlichkeitsarbeit (Beteiligung mit eigenen Transparenten an Umzügen und Demonstrationen, Erarbeitung von Wanderausstellungen, Organisation von Aktionstagen). Eine besonders wirkungsvolle Aktion war dabei der Pleißemarsch 1988. Da die Gruppe nur unregelmäßig kirchliche Räume nutzen konnte, traf sie sich in Privatwohnungen und in einer leerstehenden Wohnung, die als alternatives „Cafe“ genutzt wurde. In der stark basisdemokratisch orientierten Gruppe wurde der Eigeninitiative Vorrang vor dem Gruppenkonsens gegeben, so dass viele öffentliche Aktionen von Gruppenmitgliedern ohne „Gruppenbeschluss“ realisiert wurden. Einige Mitglieder der IGL organisierten 1988/89 das „Leipziger Straßenmusikfestival“.


Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM)
Mitglieder aus verschiedenen Ost-Berliner Friedenskreisen wollten im Herbst 1985 ein landesweites Menschenrechtsseminar organisieren. Auf Druck der Staatssicherheit wurde es abgesagt. Der Vorbereitungskreis des Treffens um Wolfgang Templin, Ralf Hirsch, Ulrike Poppe, Gerd Poppe und Bärbel Bohley nennt sich ab März 1986 Initiative Frieden und Menschenrechte.
Diese erste kontinuierlich agierende Bürgerbewegung in der DDR orientierte sich an der „Charta 77“ in der ČSSR. Sie verstand sich als eine von der Kirche unabhängige Menschenrechts- und Demokratiebewegung. Die IFM brachte illegal die Zeitschrift „grenzfall“ heraus.


Johannes R. Becher Institut
Das Literaturinstitut Johannes R. Becher wurde 1955 auf Beschluss der DDR-Regierung gegründet. 1958 erhielt das Institut den Hochschulstatus. Seminarschwerpunkte waren Lyrik, Prosa und Dramatik. Für Angehörige des Instituts waren die jährlichen Praktika im VEB Braunkohlenwerk Regis verpflichtend. Die Aufgabe des Instituts war die Erziehung von Schriftstellern zum sozialistischen Realismus im Sinne der DDR. Trotz staatlichen Drucks zeichnete sich das Johannes R. Becher Institut für eine Atmosphäre relativer Offenheit aus. Ende 1990 wurde es vom Freistaat Sachsen aufgelöst.

 

K

Kinder- und Jugendsportschule (KJS)
Die Kinder- und Jugendsportschule (KJS) war in der DDR eine Art Spezialschule für sportlich talentierte Kinder und Jugendliche. Die erste KJS wurde 1952/53 durch das Ministerium für Volksbildung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) geschaffen. Die Aufnahme erfolgte durch einen Sichtungs- und Eignungstest. 1963 wurden die Strukturen für die KJS neu festgelegt, um eine bessere Koordinierung von Unterricht und Training zu gewährleisten. Die neue Koordinierung führte zur örtlichen Zusammenlegung von KJS und Sportclubs. In den meisten Fällen war die KJS an einen Sportclub angeschlossen. Geförderte Sportarten waren abhängig vom olympischen Programm des IOC. Für die Kinder und Jugendlichen war es meist attraktiv auf einer KJS zu trainieren, denn das bedeutete u.a. auch internationale Wettkämpfe bestreiten zu können.
Über den Sport versprach sich die SED internationale Anerkennung, d.h. nur Medallien  zählten.

Kulturbund
Der Kulturbund wurde 1945 gegründet. Er war ein Zusammenschluss von kommunistischen Künstlern, Kulturschaffenden und Wissenschaftlern, die sich für eine Erneuerung der deutschen Gesellschaft einsetzten und durch eine Erneuerung des Kulturlebens ihren Anteil an der Überwindung der Folgen von Krieg und Faschismus leisten wollten. Der Kultbund entwickelte sich rasch zu einer kulturellen Massenorganisation der DDR. In den 1960er und 1970er Jahren wurde er zunehmend für die sozialistische Entwicklung der DDR eingesetzt Die Kulturpolitik der SED bestimmte daher den Gestaltungsrahmen. Dennoch gehörte der Kulturbund zu jenen Bestandteilen des politischen Systems der DDR, in denen Spielräume für die Artikulation kritischer und von der offiziellen Linie abweichender Standpunkte und Ideen bestanden.
Dem Kulturbund gehörten Angehörige aller Schichten an. Es dominierten aber zu einem guten Prozentsatz die intellektuellen Berufe.
Nach dem Ende der DDR wird die Arbeit des Kulturbundes vom Verein Kulturbund e.V. weitergeführt.

L

Luxemburg-Liebknecht-Demonstration
Jährlich veranstaltete politische Großdemonstration der SED zum Gedenken an die im Januar 1919 ermordeten Arbeiterführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
Am 17. Januar 1988 zeigten in Berlin Bürgerrechtler während des organisierten Aufmarsches ein Plakat mit dem Zitat von Rosa Luxemburg: „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“. Daraufhin kam es zu zahlreichen Verhaftungen. Nicht wenige Oppositionelle wurden daraufhin aus der DDR ausgebürgert. Im Jahr 1989 organisierten Leipziger Oppositionelle eine Gegendemonstration zu der ritualisierten Veranstaltung der SED.

M

Matzke, Dietmar
Mitglied der Oppositionsbewegung 1989 in Borna

N

Neues Forum
Am 10. September 1989 als Bürgerbewegung gegründet. Das Neue Forum verstand sich als politische Plattform für „demokratischen Dialog“ und rief alle DDR-Bürger auf an der Umgestaltung der Gesellschaft mitzuarbeiten. Die Mobilisierungswirkung war enorm. So wurden u.a. die Montagsdemonstrationen durch das Neue Forum getragen. Von Dezember 1989 bis März 1990 arbeiteten deren Vertreter an den Runden Tischen mit und beteiligten sich aktiv bei der Durchsetzung politischer Forderungen. Ein Teil des Neuen Forums ging 1990 im Bündnis 90 und schließlich in der Partei Bündnis 90/Grüne auf. Ein anderer Teil blieb als Kleinpartei eigenständig erhalten.

O

 

P / Q

Pannach, Gerulf
geb. am 24. Juni 1948, gestr. am 3. Mai 1998 in Berlin
Liedermacher und Texter
Pannach arbeitete u.a. mit der Gruppe Renft zusammen. Seit 1972 war er freischaffender Künstler und unterhielt zahlreiche Kontakte zu regimekritischen Sängern und Schriftstellern. Folgen davon waren u.a. Auftrittsverbote und befristete Spielerlaubnisse. 1976 beteiligte sich Pannach an der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Daraufhin wurde er von der Staatssicherheit verhaftet und schließlich aus der DDR ausgewiesen. Gerulf Pannach lebte und arbeitete bis zu seinem Tod in West-Berlin.

Perestroika
(russisch: Umgestaltung)
Perestroika ist die Bezeichnung für den vom sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow eingeleiteten Prozess der Modernisierung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in der Sowjetunion. Ab 1986 bedeutet er im weiteren Sinne die schrittweise Demokratisierung des Staates.

Pleißemarsch
Mitglieder der Initiativgruppe Leben und der Arbeitsgruppe Umweltschutz versuchten 1988 anlässlich des Weltumwelttages am 6. Juni eine öffentliche Aktion zur ökologischen Sensibilisierung und des Protestes. Sie wollten durch einen Umzug entlang des teilweise unsichtbaren, da wegen ihres zu großen Gestankes 1956 unter die Erde verlegten Leipziger Flusses Pleiße auf die Umweltverschmutzung aufmerksam machen. Zu dem Umzug wurde durch Flugblätter, Plakate sowie durch Briefe, u.a. an den Oberbürgermeister, Mitglieder der Gewässeraufsicht, Pfarrer, Betriebsdirektoren und Medienvertreter eingeladen. Die Einladungen wurden mit der Post versandt, in Hausbriefkästen gesteckt, in Telefonzellen ausgelegt oder an Litfasssäulen geklebt.
Am 5. Juni 1988 trafen sich dann über 200 Personen, um demonstrativ eine Stunde durch Leipziger Straßen zu ziehen. Unterwegs entnahmen sie dem Fluss eine Wasserprobe und stellten im Zetkinpark drei Informationstafeln zur Pleiße auf.
Schon im Sommer 1988 beschloss die IG „Leben“, 1989 erneut einen „PleißeMarsch“ durchzuführen. Obwohl die staatlichen Stellen nicht an eine Genehmigung des „Pleißemarsches“ gedacht hatten, teilten sie die Ablehnung erst 10 Tage zuvor mit. Der Pilgermarsch sollte von zwei Gottesdiensten und Informationsveranstaltungen gerahmt werden. Diese konnten schlecht verboten werden. Am 4. Juni wurden mehrere Gruppenmitglieder unter Hausarrest bzw. offensive Beschattung gestellt, andere wurden auf dem Weg zur Paul-Gerhard-Kirche festgenommen. Zum Eröffnungsgottesdienst kamen dennoch 1000 Personen. Die ersten, die die Kirche wieder verließen, konnten ungehindert die Polizeiwagen passieren. Dann wurden jedoch die Polizei-Sperrketten zugezogen.
Die Polizei war auf 300 Verhaftungen eingerichtet und umstellte immer wieder die in einzelnen Gruppe gehenden Gottesdienstbesucher. Es kam zu einem Verkehrsstau auf einer wichtigen Ausfallstraße, eine größere Gruppe wurde von der Polizei zum Gebäude der SED-Bezirksleitung getrieben. Als sich einige Eingekesselte zu einem Sitzstreik niederließen, wurden 74 Personen herausgegriffen und festgenommen. Zum Gottesdienst des AK „Solidarische Kirche“ in der Reformierten Kirche kamen noch ca. 400 Personen.

PM-12
Vorläufiger Personalausweis. Damit kam man nicht mehr aus der DDR raus. An den PM-12 waren besondere Repressalien geknüpft, u.a. wöchentliche Meldepflicht bei der Polizei, Arbeitsplatzbindung, Schlüsselabgabe. Der PM-12 wurde vor allem an Haftentlassene ausgegeben.


Prager Frühling
Von westlichen Medien geprägter Begriff für die Ereignisse im Frühjahr und Sommer 1968 in der damaligen CSSR (Tschechoslowakei). Der Prager Frühling steht für die Bemühungen der Kommunistischen Partei der CSSR unter Alexander Dubček, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen in dem Versuch einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen. Als Reaktion auf die Reformbemühungen erfolgte am 21. August 1968 der Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes, welche die Proteste gewaltsam niederschlugen. Daraufhin verließen zehntausende Menschen, zumeist Intellektuelle, die CSSR.
Truppen der Nationalen Volksarmee wurden im Verlauf des Prager Frühlings entlang der tschechoslowakischen Grenze stationiert, griffen jedoch nicht aktiv in die Ereignisse ein.

 

R

Reiskader
Eines der höchsten Privilegien innerhalb der DDR-Gesellschaft. Reisekader bedeutete die zeitweilige oder dauerhafte Erlaubnis in den Westen zu reisen. In aller Regel handelte es sich dabei um berufliche Angelegenheiten, also um Reisen i.A. des Betriebs, einer wissenschaftlichen oder sonstigen staatlichen Einrichtung. Bei Zweifeln an der „Zuverlässigkeit“ des Betreffenden konnte das Reisekader-Privileg wieder entzogen werden.

Renft
Ostdeutsche Rockband, die 1958 vom Leipziger Musiker Klaus Renft gegründet wurde. Die Musik genoss in der DDR Kultstatus. Durch ihre politischen, teilweise sehr kritischen Texte blieben Spannungen mit der DDR-Kulturbehörde nicht aus. 1975 wurde die Band verboten. In der Folgezeit verließen einige Bandmitglieder die DDR.

Roter Ochse
Der Rote Ochse ist eine Justizvollzugsanstalt mit eigener Gedenkstätte in Halle. Seinen Namen erhielt der „Rote Ochse“ aufgrund der Farbe seiner roten Mauersteine.
Der Rote Ochse wurde 1842 als Gefängnis eingerichtet. Unter dem NS-Regime diente er bis 1945 als Zuchthaus für politische Gefangene, danach als Haft- und Internierungslager der Sowjetbesatzung. In der DDR wurde der Rote Ochse bis 1989 ebenfalls als Gefängnis genutzt. Das MfS unterhielt dort eine U-Haftanstalt, in der Systemkritiker festgehalten wurden.


Rotlichtbestrahlung
Spöttische Bezeichnung für politische Indoktrination in der DDR, z.Bsp. in Form von Lehrgängen und Anleitungen.

Rüffert Hartmut
Mitbegründer des Neuen Forum Borna.


Runde Ecke
Umgangssprachliche Bezeichnung für den ehemaliger Sitz der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit am Dittrichring in Leipzig auf Grund seines Standortes und der Architektur des Gebäudes.
Am 4. Dezember 1989 wurde die Runde Ecke von Demonstranten besetzt. Heute befindet sich dort das Museum „Runde Ecke“ zur Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) in der DDR. Das Gebäude wird zudem von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) als Außenstelle genutzt.


Runder Tisch
Allgemein bezeichnet der Begriff „Runder Tisch“ die symbolische Sitzordnung einer Konferenz, in der die Vertreter gleichberechtigt miteinander verhandeln. Als Folge der Ereignisse des Herbst ’89 wurde der Runde Tisch in der DDR durch die Gruppe „Demokratie Jetzt“ etabliert. Zum ersten Mal trat er am 7. Dezember 1989 in Berlin zusammen. Diesem Vorbild folgten weitere Runde Tische in allen größeren Städten der DDR bis hin zur kommunalen Ebene. Meist wurden sie von Vertretern der Kirche moderiert. Die Runden Tisch zählten zu den aktiven Mitgestaltern der Politik hin zu freien Wahlen in der DDR. Nach den Volkskammerwahlen im März 1990 erübrigte sich ihre Bedeutung.

S

Statt-Kirchentag
Vom 6.-9. Juli 1989 fand in Leipzig der Evangelische Kirchentagskongress und der Kirchentag der Landeskirche Sachsens statt. Auf Druck der SED-Führung sollten politische Probleme dabei nicht thematisiert werden. Systemkritische Basisgruppen wurden vom Kirchentagsgeschehen ausgeschlossen. Aus Protest gegen den Ausschluss organisierte Pfarrer Christoph Wonneberger in der Lukaskirche parallel einen Statt-Kirchentag, an dem ca. 2500 Menschen teilnahmen. Er wurde zum wichtigen Forum der Opposition. Hier wurden Fotos über die Polizeieinsätze gegen Demonstranten in Leipzig gezeigt, Unterschriften für Petitionen und Solidaritätserklärungen gesammelt, Publikationen über die Wahlfälschung im Mai 1989 verteilt und verschiedene Vorträge und Diskussionen durchgeführt.
Auf der Abschlussveranstaltung des Kirchentages begannen Teilnehmer des Statt-Kirchentages mit einer Demonstration, der sich viele Kirchentagsbesucher anschlossen. Die Demonstration führte durch Leipzig und endete an der Petri-Kirche. Ein von den Demonstranten gestaltetes Plakat, auf dem das Wort Demokratie in chinesischen Schriftzeichen abgebildet war, wurde von Angehörigen des MfS gewaltsam abgenommen.

Solidarnosc
Aus der im August 1980 beginnenden Streikbewegung in Polen wurde die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc gegründet. Auf der Leninwerft in Gdansk entstand ein überbetriebliches Streikkomitee. Streikende Betriebe in ganz Polen zeigten sich mit dem Gdansker Komitee solidarisch. Es wurden dabei politische und soziale Forderungen an die kommunistische Regierung gestellt. Die Arbeiterbewegung unterstützten Intellektuelle des Landes und die katholische Kirche. Zunächst kam die Regierung nicht umhin, die neue Gewerkschaft anzuerkennen. Mit der Ausrufung des Kriegszustandes am 13. Dezember 1981 wurde die Gewerkschaft verboten und agierte bis 1988 im Untergrund.

Sozialer Friedensdienst (SoFD)
Die Forderung nach einem „sozialen Friedensdienst“ entstand innerhalb der evangelischen Kirche in der DDR nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1961). Der Dienst in den 1964 innerhalb der Armee eingerichteten Baueinheiten konnte nicht als ein „sozialer Friedensdienst“ bezeichnet werden. Verstärkt wurde diese Forderung nach der Einführung des Wehrkundeunterrichtes an den Schulen (1978) wiederaufgenommen. Ein Friedenskreis in der Dresdener Weinbergsgemeinde (Frieder Burckhardt und Christoph Wonneberger) konkretisierte die Forderung nach einem Zivildienst 1980. Dies sollte die Volkskammer beschließen. Der Dresdener Kreis wollte jedoch zuvor einen synodalen Probelauf starten. Die Synode machte sich den Antrag jedoch nicht zu eigen. Daraufhin verbreitete die Dresdener Gruppe ihr Initiativpapier per Kettenbrief innerhalb der evangelischen Jugendarbeit und rief zu Eingaben an die Synoden für einen SoFD auf. Diesem Aufruf folgten über 5000 Gemeindeglieder in der ganzen DDR. Diese unabhängige Bewegung wurde vom Staat sofort als eine Bedrohung begriffen. Im Laufe des Jahres 1981 wurde SoFD zu einem wichtigen Symbol des Widerstandes gegen das SED-Regime. Bis zum Ende der DDR gab es verschiedene Gruppen, die sich mit dem Anliegen der Initiative identifizierten und Modelle für die Verwirklichung eines SoFD entwickelten.

Straßenmusikfestival
Für den 10. Juni 1989 hatten Leipziger Oppositionsgruppen zu einem Straßenmusikfestival nach Leipzig eingeladen. Am gleichen Tag fand das Pressefest der SED-Bezirksleitung Leipziger Volkszeitung statt. Das Festival, das für eine Belebung der Innenstadt sorgen und vordergründig unpolitisch sein sollte, wurde verboten. Trotzdem beteiligten sich viele Musiker aus verschiedenen Städten.
Gegen Mittag schlug die Staatsmacht zu. Musiker wurden zum Teil eingekesselt und mit ihren Instrumenten auf LKW’s der Volkspolizei verfrachtet. Die Verhaftungen dauerten bis zum Nachmittag an.

 

T

Tien-An-Men-Platz
Platz des Himmlischen Friedens im Zentrum von Peking.
Am 4. Juni 1989 schlug das chinesische Militär hier die chinesische Demokratiebewegung gewaltsam nieder. Mehr als 3000 Menschen kamen dabei ums Leben.

U / V / W

Universitätskirche, Sprengung 1968
Am 30. Mai 1968 um 10 Uhr erfolgte in Leipzig die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli. Die Kirche war Teil des Stadtzentrums und lag auf dem Augustusplatz. Seit 1229 war sie als Dominikanerkirche Teil der Stadtgeschichte. Ab 1543 gehörte das Gotteshaus der Universität. Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Gebäuden Leipzigs überstand die Kirche den 2. Weltkrieg nahezu unbeschadet.
Ende der 1950er Jahre entspann sich die Diskussion um eine sozialistische Neugestaltung des Leipziger Stadtzentrums und eine Verlagerung der Universität an die Peripherie. Der Anstoß zur Beseitigung der Universitätskirche kam schließlich von SED-Chef Walter Ulbricht. Ein vorzeitiger „Abbau der Altsubstanz“ scheiterte bis 1968 jedoch an finanziellen und technischen Mitteln.
Im Januar 1968 wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, der eine Neugestaltung des Augustusplatzes ohne Kirche vorsah. Nachdem die Leipziger Stadtverordnetenversammlung am 23. Mai 1968 den Neugestaltungsplänen zugestimmt hatte, war das Schicksal von St. Pauli endgültig besiegelt. Der Abriss gilt bis heute als Akt der „Kulturbarbarei“ und sollte den Machtanspruch der SED demonstrieren.


VoPo
Umgangssprachliche Bezeichnung für den Volkspolizisten in der DDR.

Workuta
Die Stadt wurde zum Inbegriff des „Gulag“. Sie liegt nördlich des Polarkreises in der ehemaligen Sowjetunion. Seit 1938 mussten Gefangene in Arbeitslagern unter primitiven Bedingungen Kohle fördern und die dementsprechende Infrastruktur errichten. Auch Deutsche Kriegsgefangene und vom Sowjetischen Militärtribunal verurteilte politische Gefangene der SBZ / DDR sollten hier ihre oft lebenslangen Strafen absitzen. Nach dem Adenauer Besuch in Moskau 1955 wurden die letzten deutschen Gefangenen amnestiert.

 

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